Über die Geschichte des Heimes Wimmersdorf in Niederösterreich


Mich interessiert die historische Entwicklung der Heimerziehungspraxis des Kinderheimes Wimmersdorf in Niederösterreich in der Zeit vor und während des 2. Weltkrieges bis zur Schließung der Einrichtung im Jahre 1981. Sollte jemandem etwas darüber bekannt sein, bitte ich um Information...

Kontakt:
peter.ruzsicska@gmx.at

29.12.2011 - div. Updates: 09.10.2016, 15.-29.11.2018,
Meine besonderen Anmerkungen sind durch eckige Klammern und roter Schrift gekennzeichnet: [Datum - Anmerkung :..........]

Klarstellung:
Die hier veröffentlichten Informationen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Es gibt zur Zeit verschiedene Seiten im Netz, welche die Geschichte des Kinderheim Wimmersdorf noch umfassender und detailierter darzustellen vermögen und auch die Zeit vor der Direktion von Alfred bzw. Margarete (Biedermann) Stellbogen zusätzlich beleuchten [Siehe z. B. deren NS-Vergangenheit und siehe des Weiteren die NS-Vergangenheit von Fritz Ferdinand Stellbogen (Bruder von Alfred Stellbogen, des Ehemannes von Margarete Stellbogen geb. Biedermann) bzw. die NS-Vergangenheit des Heimarztes OMR Dr. Ferdinand Rieger ]. Ich beschränke mich in meiner Darstellung auf meine persönlichen Rechercheergebnisse und Informationen, welche hundertprozentig nachvollziehbar und ohne jede Informationsbeschränkung der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
Siehe Info bez. der Eltern (Paul 1863-1940 und Mathilde Stellbogen 1860-1948) von Alfred Stellbogen (Ehemann von Margarete Stellbogen, geb. Biedermann) Blogseite von Rudolf Prinesdomu: http://erziehungsheim-wimmersdorf.blogspot.com/p/mathilda-und-paul-stellbogen.html
bzw. wichtiges Archivmaterial des Dokumentationsarchives Österreichischer Heimkinder DÖH (Online ab Ende Oktober 2018) http://www.döh.at/
Siehe auch Paul Stellbogen, Der Kinderspitals-Prozeß (Hauptverhandlung: 29 bis 31. März 1900, bei welcher Paul Stellbogen obsiegte) vollständig, inkl. des zensurierten - confiszierten - Teils (Seite 22ff) (antiquarisch 2012 erworben, Peter Ruzsicska):
http://ruzsicska.lima-city.de/Paul_Stellbogen/Kinderspitalsprozess_Paul_Stellbogen_vollstaendig_1von4.pdf
http://ruzsicska.lima-city.de/Paul_Stellbogen/Kinderspitalsprozess_Paul_Stellbogen_vollstaendig_2von4.pdf
http://ruzsicska.lima-city.de/Paul_Stellbogen/Kinderspitalsprozess_Paul_Stellbogen_vollstaendig_3von4.pdf
http://ruzsicska.lima-city.de/Paul_Stellbogen/Kinderspitalsprozess_Paul_Stellbogen_vollstaendig_4von4.pdf
Derzeit gibt es neuere wichtige Informationen, welche von ehemaligen Zöglingen des KDH-Wimmersdorf ermittelt wurden (u. a. von Helmut Nigg und Michael Köck).
Siehe dazu:
Kommissionsbericht (ab 13.10.2013)
verfasst von ehem. Zöglingen des Kinderheim Wimmersdorf:
http://kommissionsbericht-wimmersdorf.blogspot.com/
bzw.:
http://ruzsicska.lima-city.de/Kommissionsberichte/Kommissionsbericht-Wimmersdorf_2013_Kapitel_1-3_28.10.2013.pdf

(Update 16.-17.11.2018) Wimmersdorf 1923-1924 :
Das Wiener Jugendhilfswerk 1923 (Auszug),
Seite 55: (Sommer 1923 "Die Ferienheime in Wimmersdorf bei Neulengbach, Rabenstein und Graz standen den Schützlingen des städtischen Jugendamtes zum ersten Male offen."), 
Seite 66-68: ("Wimmersdorf, Post Neulengbach, Bahnstation Rekawinkel, N.-Ö.  In dem landschaftlich schön gelegenen "Erwineum" verbrachten 142 Kinder den Sommer. Das Heim gehörte zu den schönsten des Jugendamtes und verfügt über eine Reihe von nett eingerichteten Zimmern, eine schöne Veranda und einen prachtvollen Garten. Das Haus war bis 1922 Erholungsheim des Verbandes der Krankenkassen. Den Wirtschaftsbetrieb besorgte die Besitzerin des Anwesens Frau Mathilde Stellbogen im Verein mit ihren Söhnen.
69 Knaben weilten vom 2. Juli bis 6. August, vom 8. August bis 12. September 73 Mädchen in dem lieblichen Heim am Fuße des Buchberges. Die Knabenschichte stand unter der bewährten Leitung des Wiener Lehrers Wilhelm Buresch. Ihm zur Seite standen zwei junge Lehramtsanwärter. Den Mädchenbetrieb führten Oberlehrer Franz Fuchs und Frau, sie wurden von einer jungen Lehrkraft unterstützt. Den ärztlichen Dienst übernahm der Gemeindearzt Dr. Ignaz Schlesinger aus Grabensee. In welcher Weise den Kindern der Aufenthalt verschönt wurde, zeigt der nachstehende Bericht des Leiters Buresch:
"Die Verpflegung der Kinder war während der ganzen Zeit des Aufenthaltes vorzüglich. Sehr loben muß ich die ausgiebigen Portionen und den ausgezeichnet gewählten Speisezettel. Die Familie Stellbogen hat wohl für jeden Wunsch, der im Interesse der Kinder lag, ein herzliches Bemühen gezeigt und das ganze wirtschaftliche Getriebe des Heimes ließ fühlen, daß in dem Hause Stellbogen wahre Freunde der Jugend zu finden sind. Wie freigiebig die Hausfrau ist, zeigt z. B., daß sie gleich zu Beginn ihre Kirschbäume den Kindern zum Abräumen zur Verfügung stellte und beim Abschied, so weit es reichte, die Kinder mit Äpfeln und Birnen beteilte. Die Söhne des Hauses waren unermüdlich für das Beste der Kinder bedacht. So muß ich hervorheben, daß sich Herr Fritz St. [ Anm.: Siehe die NS-Vergangenheit von Fritz Ferdinand Stellbogen ] zu jeder Zeit erbötig machte, mir bei der Pflege erkrankter Kinder behilflich zu sein. Sehr herzlich war auch der Verkehr der Familie St. mit den Kindern. Die Sonntagskonzerte waren für die Kinder immer eine willkommene Belustigung. Die Verwandten der Familie St. kamen Sonntag, den 5. August, eigens nach Wimmersdorf, um für die Kinder ein Abschiedskonzert zu veranstalten. Wie sehr sich die Kinder artig benommen haben, geht daraus hervor, daß der Bürgermeister des Ortes vom Gemeinderat beauftragt wurde, uns zur Kenntnis zu bringen, daß sie ihr volles Lob über das Benehmen der Kinder aussprechen müssen und daß sie nicht die geringste Klage vorbringen könnten.
Die vielen Tränen der Kinder und der Erwachsenen beim Abschied sind wohl der beste Beweis, wie wohl sich alle in dem Heime gefühlt haben und welch herzliches Verständnis uns jederzeit verbunden hat."
Kein Wunder, daß sich die Kinder prächtig erholten und ansehnliche Gewichtszunahmen aufweisen.")
http://ruzsicska.lima-city.de/Wijug/Wiener_Jugendhilfswerk_1923_Seite_1-69_red.pdf
Quelle: Österreichische Nationalbibliothek (Signatur 582965-B 1923) 
Das Wiener Jugendhilfswerk 1924 (Auszug),
Seite 70: ("... Im Jänner kamen größere Gruppen von Kindern aus verschiedenen Städten Deutschlands. 278 Berliner und Leipziger Kinder fanden in Jedlesee und Wimmersdorf bei Neulengbach Aufnahme... Im März folgten weitere Kindergruppen: 130 aus den sächsischen Industriegebieten nach Jedlesee und Wimmersdorf... Juni bis August... ...weilten in dem vom Wijug betriebenen Heime in Wimmersdorf 50 Kinder aus Frankfurt am Main... Die Einrichtung der Heime erfordert alljährlich viele Mühe. Unter Berücksichtigung des Umstandes, daß Ferienheime von kurzer Dauer sind, muß mit möglichst geringem Aufwnde möglichst Zweckmäßiges geschaffen werden. Nachstehend sei kurz zusammengestellt, wie die Einrichtung eines Erholungsheimes beschaffen sein soll... ")
auf Seite 78 folgendes Bild:

Seite 85-86: ("Wimmersdorf bei Neulengbach, N.-Ö. Zum zweiten Male heuer nahm das "Erwineum" in Wimmersdorf Schützlinge des "Wijug" in drei fünfwöchigen Schichten auf. In den beiden ersten Schichten waren je 50 deutsche und 73 Wiener Jungen gemeinsam im Heime. Manche Freundschaft wurde da geschmiedet. Die Frankfurter Buben schlossen sich rasch an die Wiener Kameraden an und beiden Teilen wurde der Abschied schwer. Die dritte Schichte umfaßte 123 Wiener Knaben.
Während des Aufenthaltes der Frankfurter Jungen führte der Wiener Lehrer Wilhelm Buresch das Heim. Die dritte Schichte leitete Lehrer Franz Krenn. Familie Stellbogen war in bekannter fürsorglicher Weise um das leibliche Wohl der Zöglinge bemüht. Dr. Znojil aus Sieghartskirchen war als Heimarzt tätig.
In Wimmersdorf entstand das "Ferienheimlied", das durch die Erzieher auch in anderen Heimen eingeführt und überall mit Begeisterung gesungen wurde...")
http://ruzsicska.lima-city.de/Wijug/Wiener_Jugendhilfswerk_1924_Seite_1-87_red.pdf
Quelle: Österreichische Nationalbibliothek (Signatur 582965-B 1924)  

Wissenschaftliche und gesetzliche Aspekte:
http://ruzsicska.blogspot.com/p/wissenschaftliche-aufarbeitung.html
http://ruzsicska.blogspot.com/p/wissenschaftliche-aufarbeitung.html#Rechtliches
http://ruzsicska.blogspot.com/p/wissenschaftliche-aufarbeitung.html#08.12.2015
http://ruzsicska.blogspot.com/p/wissenschaftliche-aufarbeitung.html#18.09.2014
http://ruzsicska.blogspot.com/p/wissenschaftliche-aufarbeitung.html#Jugendschutzgesetz1971
http://ruzsicska.blogspot.com/p/wissenschaft-div.html

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28.10.2013 - 10.08.2014:
Die beiden folgenden Artikel von Georg Hönigsberger (KURIER) beleuchten sehr klar auch die geschichtlichen Aspekte des KDH-Wimmersdorf und stellen wichtige ergänzende Beweisdokumente dar, berücksichtigen die neuesten Ermittlungen des Kommissionsberichtes von ehem. Zöglingen (siehe oben) und eignen sich auch trefflich als Einstieg in das Thema Kinderheim Wimmersdorf:
Artikel "Phantom-Kinderheim im Schatten der Nazis", vom 13.10.2013
http://kurier.at/chronik/niederoesterreich/wimmersdorf-phantom-kinderheim-im-schatten-der-nazis/30.715.508 bzw. als PDF-Dokument: http://ruzsicska.lima-city.de/Wimmersdorf_Phantom-Kinderheim_KURIER_29.10.2013.pdf
http://ruzsicska.lima-city.de/Wimmersdorf_Phantom-Kinderheim_KURIER_13.10.2013-18.01.2014_WK-Nachtrag.pdf
http://ruzsicska.lima-city.de/Wimmersdorf_Phantom-Kinderheim_KURIER_13.10.2013-17.05.2014.pdf
http://ruzsicska.lima-city.de/Wimmersdorf_Phantom-Kinderheim_KURIER_13.10.2013-14.10.2013_WK.pdf
KURIER-Artikel von Georg Hönigsberger vom 13.10.2013 (Kopie des Zeitungsartikels):
http://ruzsicska.lima-city.de/KURIER-Artikel-Wimmersdorf_13.10.2013.pdf
Artikel "Wimmersdorf: 270 Schläge auf die Fußsohlen", vom 15.10.2013
http://kurier.at/chronik/niederoesterreich/wimmersdorf-270-schlaege-auf-die-fusssohlen/30.980.261 bzw. als PDF-Dokument: http://ruzsicska.lima-city.de/Wimmersdorf_270_Schlaege_KURIER_28.10.2013.pdf



Alte Adressenbezeichnung:
Wimmersdorf 27, 3040 Post Neulengbach, Niederösterreich
Neue Adressenbezeichnung:
Wimmersdorf, Obere Landstraße 34, 3041 Asperhofen, Niederösterreich


Meine eigene Recherche und Internetrecherche hat bis nun zu folgenden
Ergebnissen geführt, die glaubhaft bestätigen, daß das
Kinderheim Wimmersdorf offenbar vor und während des zweiten Weltkrieges
zumindest eine NS-Umerziehungsstätte war.
Wesentliche Verbindungen zum Euthanasieprogramm, wie z. B. Spiegelgrund
sind daher nicht auszuschließen.
Siehe unvollständige Liste von staatlichen und privaten Heimen - 1950er bis 1980er Jahre
(Stand: 28.12.2012): http://ruzsicska.lima-city.de/Heimliste_Stand_28.12.2012.rtf

[Anmerkung, Peter Ruzsicska, 27.05-08.07.2014:
I. Auszug aus dem Handbuch Reichsgau Wien 1941, Verzeichnis der aktiven Lehrpersonen:
Zitat Anfang - Seite 918 bis 919
e) Sonderschulen für schwererziehbare Kinder
SchwErz 1, 1 a, XVIII, Bastiengasse 36...
...
Beurlaubt zur Dienstleistung im Kinderheim Wimmersdorf, N.=D.
Stellbogen (Biedermann) Margarete [geb. 1904]...
Gamerith Ilse [geb. 1914]...
Scherb Alfred [geb. 1913]...
Zimmermann Friderike [geb. 1915]...
Zitat Ende - Seite 918 bis 919
http://ruzsicska.lima-city.de/HB-Reichsgau-Wien_1941_Auszug.pdf
Quelle: Wienbibliothek des Rathauses

II. Auszug aus dem Handbuch Reichsgau Wien 1944, Gesundheitswesen und Volkspflege, Hauptgesungheitsamt, Anstaltenamt, Jugendwohlfahrt und Jugendpflege, öffentliche Haupt- und Sonderschulen:
http://ruzsicska.lima-city.de/HB-Reichsgau-Wien_1944_Auszug.pdf
Quelle: Wienbibliothek des Rathauses

III. Fürsorgeämter, Heime und Sonderschulen der Stadt Wien gemäß den Auszügen aus dem Handbuch der Stadt Wien 1952:
http://ruzsicska.lima-city.de/HB-Wien_1952_Auszug.pdf
Quelle: Wienbibliothek des Rathauses

IV. Heime und Sonderschulen der Stadt Wien gemäß den Auszügen aus dem Handbuch der Stadt Wien 1954:
http://ruzsicska.lima-city.de/HB-Wien_1954_Auszug.pdf
Quelle: Wienbibliothek des Rathauses

V. Heime der Stadt Wien gemäß den Auszügen aus dem Handbuch der Stadt Wien 1955:
http://ruzsicska.lima-city.de/HB-Wien_1955_Auszug.pdf
Quelle: Wienbibliothek des Rathauses

VI. Heime der Stadt Wien gemäß den Auszügen aus dem Handbuch der Stadt Wien 1961:
http://ruzsicska.lima-city.de/HB-Wien_1961_Auszug.pdf
Quelle: Wienbibliothek des Rathauses

VII. Heime der Stadt Wien gemäß den Auszügen aus dem Handbuch der Stadt Wien 1963:
http://ruzsicska.lima-city.de/HB-Wien_1963_Auszug.pdf
Quelle: Wienbibliothek des Rathauses

VIII. Heime der Stadt Wien gemäß den Auszügen aus dem Handbuch der Stadt Wien (Heimleiter) 1969-1983:
http://ruzsicska.lima-city.de/HB-Wien_1969-1983_Auszug.pdf
Ergänzung, den 08.07.2014 - Herzlichen Dank für die Ermittlung an Herbert Fürdank-Hell:
Verpflegskosten Tagsatz für das Kinderheim Wimmersdorf ab 01.01.1970 = öS 65.-
http://ruzsicska.lima-city.de/HB-Wien_1972_VerpflegskostenAuszug.pdf
Quellen: MA-8, Wienbibliothek des Rathauses]

28.11.2013: Von Herrn Mag. Josef Hiebl (MA-11 Gruppe Recht) empfing ich heute auf dem Postweg drei Konvolute, welche ich nun als PDF´s veröffentliche (Das sollte den Zeitraum 1972 bis 1978 nahezu vollständig abdecken):

1) Österreichisches Internatsverzeichnis 1963 
(Mag. Hiebl: "...nicht richtig durchnummeriert..."):
Handschriftliches Detail am Rande: "Dr. Schindele" - Diese Person hatte viele von uns Ex-Insassen z. B. nutzdienlichst begutachtet...
http://ruzsicska.lima-city.de/MA-11/1_Internatsverzeichnis_1963.pdf

2) Verzeichnis der Heime für Kinder und Jugendliche in Wien 
(MA-11 Übersicht - Intern):
http://ruzsicska.lima-city.de/MA-11/2_Verzeichnis_Heime_Wien_Intern.pdf

3) Heimverzeichnis (Nur für den Dienstgebrauch) - Österreichweit
(MA 11 - Psychol. Dienst) Stand vom September 1968 (MA-11 Übersicht - Intern)
beinhaltet Wimmersdorf:
http://ruzsicska.lima-city.de/MA-11/3_Heimverzeichnis_Stand_Sept_1968_Intern.pdf
_____
Anmerkung: (30.11.2013) meine Internetrecherche bez. Heime in Oberösterreich:
http://www.jugendwohlfahrt-ooe.at/xchg/SID-7C074278-E9EC149E/hs.xsl/adressensuche_ergebnis_DEU_HTML.htm?jwbez=-1&jwkat=b&jwprm=-1%23%23%23b%23%23%23
Offizieller Stand der Heimeinrichtungen in Oberösterreich (30.11.2013):
http://ruzsicska.lima-city.de/HEIME/Heime_in_oOE_30.11.2013.pdf

Allgemeine Beweisdokumenteinformation bez. des Kinderheim Wimmersdorf:
http://beweisinformation-wimmersdorf.blogspot.com/
Siehe auch Ernst Berger, Verfolgte Kindheit - Böhlau Verlag 2007,
Kinder und Jugendliche als Opfer der NS-Sozialverwaltung.


[07.11.2012, Anmerkung:
Der Beitrag über Roland Zavani innerhalb folgender Dokumentation "Zwangsarbeit! Travail force!" ist vermutlich in manchen Teilen "fehlerhaft" dargestellt, daher sind nur die Aussagen von Roland Zavani selbst, innerhalb des Beitrages, als für sich selbst evident zu betrachten!!! Ferner sind durch die Schnitttechnik der Dokumentation bestimmte Aussagen von Roland Zavani, vermutlich in einem anderen Kontext zu verstehen, welcher allerdings dem geneigten Zuseher verborgen bleibt...
Es existieren übrigens Tonaufnahmen (vom 17.12.2011, tel. wiederholt bestätigt am 17.11.2012) samt Gedächtnisprotokoll einer Zeugenaussage, welche bestimmten Inhalten bez. Roland Zavani innerhalb der Dokumentation "Zwangsarbeit! Travail force!" von Wolfgang Peschl deutlichst widersprechen - Dieses Material steht jedem ordentlichen Gericht naturgemäß zur Verfügung.]
[13.02.2013, Anmerkung - Peter Ruzsicska:
Heute gab mir Herr Robert Rametsteiner (Wimmersdorf, Obere Landstraße 34, 3041 Asperhofen Niederösterreich) um ca. 13:47 Uhr fernmündlich die Erlaubnis zur Veröffentlichung seiner Aussage vom 17.12.2011. Diese Aussage lautet gemäß seiner Unterredung mit Herrn Roland Zavani im Beisein eines Französisch - Dolmetschers in Wimmersdorf (zwischen 2007 und 2008):
1) Roland Zavani wurde 1935 geboren
2) Roland Zavani wurde von Wimmersdorf zum Spiegelgrund überstellt und NICHT (!!!) umgekehrt, wie es im Film "Zwangsarbeit! Travail force!" der Laufbildgesellschaft von Wolfgang Peschl dargestellt wurde.


Meine persönlichen Nachforschungen:
Am 12.12.2012, um 19:15 Uhr teilte mir Herr Robert Rametsteiner die Adresse von Roland Zavani mit, die er ihm nach seinem letzten Besuch (zwischen 2007 und 2008) persönlich hinterließ.
Am 11.01.2013 schrieb ich einen kurzen Brief per Einschreiben an Roland Zavani, mit folgenden Inhalt in französischer Sprache:
(Deutscher Text:
Allerdringlichster Aufruf zur Wahrheitsfindung!
Sehr geehrter Herr Roland Zavani!
Bitte, setzten Sie sich mit uns in Verbindung bezüglich historischer Wahrheitsfindung im Bereich und Zusammenhang des Kinderheim Wimmersdorf! Bitte, um Ihre persönliche Aussage!)
________________________
Appel à témoin urgent:

Cher M.Roland Zavani,

Veuillez nous contacter, s'il vous plaît, dans le cadre de la recherche de vérité historique concernant le foyer pour enfants à Wimmersdorf en Autriche.

[Meine handschriftliche Unterschrift, handschriftlich datiert mit 11.01.2013, WIEN]

Peter Ruzsicska
Wiesengasse 32/3/2
A-1090 Wien
Österreich
[Meine Telefonnummer]
Email: peter.ruzsicska@gmx.at
http://ruzsicska.blogspot.co.at/
________________________


Herr Roland Zavani antwortete mir per Email am 18.01.2013:
________________________

bonjour monsieur !
en reponse a votre courrier reçu ce jour,quel est le but de votre recherche ? que désirez-vous savoir?..exatement .
salutations distingues     

Zavani   Roland

________________________

Am 20.01.2013 schrieb ich Herrn Roland Zavani per Email in französischer Sprache zurück - 
Diesen Text inklusive meiner eigenhändigen Unterschrift sendete ich auch am 02.02.2013 in französischer Sprache per Einschreiben an Roland Zavani und erhielt bis nun ebenfalls keine (sic!!!) Antwort.
Hier der gesamte Text auf Deutsch:
________________________

Sehr geehrter Herr Roland Zavani!

Wahrhaftigen und herzlichen Dank für Ihre Antwort!

Da ich nicht Französisch spreche, muß ich jedes Schreiben von Ihnen übersetzen lassen,
deshalb dauern meine Antworten etwas länger...

Ich (Peter Ruzsicska, geboren 17.02.1959 zu Wien, österreichischer Staatsbürger)
war unter anderem von Ende des Jahres 1970 bis Mitte 1974 Zögling im Kinderheim Wimmersdorf.
Gemäß der Behandlung und des Leides, welches ich dort erfuhr, bezeichne
ich mich als Ex-Insasse dieser Anstalt und nicht als Zögling.
Außerdem wurde ich dort der Folter und Sklaverei unterzogen.
Ich bin derzeit mit mehreren Ex-Insassen der Anstalt Wimmersdorf in
Kontakt und wir sind daran interessiert, die historische Wahrheit bezüglich
dieser Anstalt zu erfahren.

In diesem Zusammenhang möchte ich Sie fragen, ob sie die zwei Kernaussagen von Herrn Robert Rametsteiner
(Wohnadresse: Wimmersdorf, Obere Landstraße 34, 3041 Asperhofen, Niederösterreich),
dem jetzigen Besitzer des Kinderheim Wimmersdorf von welchem ich Ihre Anschrift erfuhr,
bestätigen können:

1) Sie wurden im Jahre 1935 geboren
2) Sie wurden von Wimmersdorf zum Spiegelgrund überstellt und nicht umgekehrt!!!, wie es im Film "TRAVAIL FORCÉ" der Laufbildgesellschaft von Wolfgang Peschl dargestellt ist.

Sie sind der wichtigste Zeitzeuge im Bereich des Kinderheim Wimmersdorf in Verbindung
mit der Anstalt Am Spiegelgrund, deshalb wäre es für mich, den überlebenden Ex-Insassen aus Wimmersdorf und den vielen anderen Betroffenen der Heimerziehung in Österreich zusätzlich besonders hilfreich, wenn die Nachwelt die vollständige Wahrheit bezüglich Ihres Aufenthaltes in Wimmersdorf und am Spiegelgrund bis zu Ihrer Abreise zurück nach Frankreich aus Ihrem Munde und aus Ihrer Feder erfahren könnte.
So möchte ich Sie bitten, wenn es Ihnen möglich ist, Ihre Geschichte, die zumindest den Teil Wimmersdorf und Spiegelgrund umfasst, schriftlich oder mündlich zu veröffentlichen.
Es ist das noch so kleinste Detail aus Ihrer Erinnerung hilfreich, um der Wahrheitsfindung zu dienen und um vielleicht die Voraussetzung zum Frieden aller ehemaligen Insassen zu ermöglichen.
Wenn Sie das wollen, bitte Schreiben Sie mir dann einen von Ihnen persönlich unterschriebenen und eingeschriebenen Brief (wenn möglich notariell beglaubigt) mit Ihren Ausführungen.
Die Kosten, welche dabei entstehen, übernehme ich selbstverständlich.


Desweiteren möchte ich Sie darauf hinweisen, sich gegebenenfalls bei der Verbrechensopferorganisation "Weisser Ring" zu melden, um evtl. Anerkennung von der Gemeinde Wien zu erhalten:

Anlaufstelle WIEN für Opfer von Gewalt in Einrichtungen der Stadt Wien:
WEISSER RING Opferfonds c/o KJA Wien
http://www.weisser-ring.at/
Bürozeiten: Mo - Fr: 9:00-16:00 Uhr
Adresse: Alserbachstraße 18/6/612 A-1090 Wien
Tel: 01/4000 85918

Ich selbst habe die Prozedur beim "Weissen Ring" im Jahre 2011 durchlaufen und habe nebst einer symbolischen Anerkennung meines Leides eine Unterstützung von insgesamt EURO 18200.- erhalten, welche gemäß meiner Aufwendungen für Gesundheit und Haushalt leider schon vollständig aufgebraucht ist...
Im Zusammenhang mit dem "Weissen Ring" biete ich Ihnen noch meine volle Unterstützung an!

Ich danke Ihnen aufrichtig für Ihre Bemühungen und wünsche Ihnen ein gutes und langes Leben!

Im Sinne der Wahrheit und der Unantastbarkeit der Menschenwürde:

Peter Ruzsicska

Wiesengasse 32/3/2
A-1090 Wien
Österreich
[Meine Telefonnummer]
Email: peter.ruzsicska@gmx.at
http://ruzsicska.blogspot.co.at/


Anhang:

Im Film der Laufbildgesellschaft "ZWANGSARBEIT!", welcher vom Zukunftsfonds
der Republk Österreich finanziert wurde, ist ein Teil Ihrer Lebensgeschichte dargestellt,
welche Ihren Aufenthalt in Wimmersdorf und am Spiegelgrund thematisiert, vermutlich
entspricht diese Dokumentation nicht ganz der Wirklichkeit:

http://www.laufbild.com/Pages/travailforce1.htm
Documentaitre télévisé TRAVAIL FORCÉ:


Zitat -Anfang -

FERNSEHDOKUMENTATION
DEUTSCH / FRANZÖSISCH
45 min., Digital BetaCam PAL, Stereo
Seitenverhältnis 16:9
Buch: Wolfgang Peschl
Siegfried Steinlechner
Regie: Siegfried Steinlechner
Produktion: laufbildgesellschaft Wien

französische Zwangsarbeiter
in Österreich
& ihr Leben heute

...

Folgende Personen sind als Protagonisten geplant. Jeder steht für eine spezifische Rolle, als Charakter und als Betroffener. Die vorliegende Auswahl ist eine vorläufige. Erst nach der Recherchereise ist eine genaue Festlegung möglich. Weitere Protagonisten sind geplant, aber noch nicht fixiert.Es hat erste Gespräche mit den angeführten Personen gegeben. Die Lebensläufe sind soweit recherchiert, persönliche Dokumente liegen vor. Die Personen haben einer Mitwirkung im Film zugestimmt.

...

DER HEIMATLOSE:

Roland ZAVANI. Seine Mutter wurde 1943 in Frankreich von der Deutschen Wehrmacht zur Zwangsarbeit bei Siemens nach Wien deportiert. In Wien wurde er von seiner Mutter getrennt, im Spiegelgrund interniert und danach ins Kinderheim Wimmersdorf überstellt. Dort wurde er von den Nazis indoktriniert. 1947 wurde er vom Roten Kreuz nach Frankreich zurückgebracht. Da er seine Muttersprache nicht mehr konnte, musste er in der französischen Schule seine eigene Sprache wieder von neuem erlernen.Erst nach dem Krieg erfuhr Herr Zavani, dass seine Mutter eigentlich aus Wien stammte und Österreicherin war.

gefördert durch:
http://www.zukunftsfonds-austria.at/

FERNSEHDOKUMENTATION
DEUTSCH / FRANZÖSISCH
45 min., Digital BetaCam PAL, Stereo
Seitenverhältnis 16:9
Buch: Wolfgang Peschl
Siegfried Steinlechner
Regie: Siegfried Steinlechner
Produktion: laufbildgesellschaft Wien

Diese Produktion ist bereits fertiggestellt. Die Laufzeit ist 45 Minuten. Es ist eine deutschsprachige
und eine internationale Version verfügbar. Der österreichische Rundfunk ORF ist Vertriebspartner.
     
© 2007 laufbildgesellschaft WIEN


Zitat - Ende -
 

________________________
]

Siehe die Dokumentation "Zwangsarbeit! Travail force!"
auf Youtube gestellt ab 05.12.2012 (gesehen 10.12.2012):
http://www.youtube.com/watch?v=_jWbNc1v9ts
https://www.youtube.com/watch?v=NGOoB_AAL_8&t=1867s

Zwangsarbeit! Travail force!

Sendedaten
Samstag, 22. August 2009
um 14.30 Uhr
Stereo, 16:9
Credits
Ein Film von Siegfried Steinlechner und Wolfgang Peschl, Österreich 2008

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands Zukunftsfonds der Republik Österreich Zwangsarbeiter Jor Maso Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis und Gegenwart Literatur zum Thema Zwangsarbeit in Linz Kurzinfo der Historikerkommission zum Thema Zwangsarbeit Projekte des Ludwig-Boltzmann- Institutes für Kriegsfolgenforschung zum Thema Zwangsarbeit Filmseite bei "Laufbildgesellschaft"

Neues Online-Portal "Zwangsarbeit 1939 - 1945"
Mai 2008 - bearb. August 2009 / ORF/ kk

https://pressetreff.3sat.de/index.php?id=166&eID=programmdienst_dl&start=28.08.2009&stop=28.08.2009&format=rtf&lang=False

http://www.laufbild.com/Pages/travailforce1.htm
bzw.:
http://ruzsicska.lima-city.de/Zavani/Laufbild_TRAVAIL_FORCE.pdf

[10.12.2012, Grundsätzliche Anmerkung bez. der Dokumentation
"Zwangsarbeit! Travail force!" - Siehe folgenden Auszug aus dem Vorspanntext des Films:
ein Film von
Siegfried STEINLECHNER
& Wolfgang PESCHL
nach einer Idee von
Jürgen STRASSER
]





Der Ex-Zögling Roland Zavani, ein wichtiger Zeitzeuge der Ereignisse im Kinderheim Wimmersdorf, während des zweiten Weltkrieges:

(Zitat aus der 3sat Dokumentation vom 30.05.2008) http://ruzsicska.lima-city.de/Zavani/Zwangsarbeit(3sat).pdf

Roland Zavani, geb. 1932
Seine Mutter wurde 1943 in
Frankreich von der Deutschen
Wehrmacht zur Zwangsarbeit bei
Siemens nach Wien deportiert. In
Wien wurde er von seiner Mutter
getrennt, im Spiegelgrund
interniert und danach ins
Kinderheim Wimmersdorf
überstellt. Dort wurde er von den
Nazis indoktriniert. 1947 wurde er
vom Roten Kreuz nach Frankreich
zurückgebracht. Da er seine
Muttersprache nicht mehr konnte,
musste er in der französischen Schule seine eigene Sprache wieder von
neuem erlernen.
Erst nach dem Krieg erfuhr Herr Zavani, dass seine Mutter eigentlich aus
Wien stammte und Österreicherin war. Im Film besucht er den Spiegelgrund
auf den Spuren seiner Kindheit.

20.01.2013
Transkription aus der Dokumentation (Zwangsarbeit! Travail force!) der Teile über Roland Zavani einschließlich des Schlusswortes von Robert Quintilla (ehemaliger Zwangsarbeiter):

Zitat - Anfang -
Roland Zavani:
"Was sollich ihnen sagen? Das ist die Erinnerung. Ich weiß nicht mehr. Das ist so weit weg... Da waren zu viele Dinge. Es ist zu lange her. Man muß das Vergangene auslöschen können. Man muß vergessen können. Das ist hart. "

...

Sprecherin:
Roland Zavani, Jahrgang 1932. Der Sohn einer Zwangsarbeiterin erlebte als Kind die Hölle
am sogenannten Spiegelgrund in Wien. Hier wurden während des zweiten Weltkrieges mehr als siebenhundert Kinder im Rahmen des nazionalsozialistischen Euthanasieprogrammes ermordet.

Roland Zavani:
"Es war zu hart. Wir hatten keine Freunde. Wir hatten niemanden, der uns tröstete oder
beschützte. Wir wurden überwacht und bestraft. Das war alles. Was danach passiert ist,
daran erinnere ich mich nicht mehr. Für Viele, die mein Schicksal teilten war das ein
schwarzes Loch. Ich erinnere mich nicht mehr daran, was passiert ist. Zuviel ist passiert."


Sprecherin:
Zavani´s Mutter war Anfang der dreissiger Jahre von Wien nach Frankreich emigriert.
Dort kam 1932 ihr Sohn Roland zur Welt.
Sie war eine der wenigen Frauen, die man
unter Zwang nach Österreich brachte, um bei der Firma Siemens in Wien zu Arbeiten.
Ihren Sohn nahm sie mit. Er wurde bei einer Gastfamilie in amtliche Pflege gegeben.
Von dort riss er mehr als zwanzig mal aus.
Als asozial eingestuft wurde Roland in die Abteilung für körperlich und geistig behinderte
Kinder am Spiegelgrund eingewiesen.

Roland Zavani:
"Lange waren die Nächte hart. Es war hart gegenüber den anderen Kindern meines
Alters. Man war sehr hart zu uns. Das bleibt einem. Da kann man nichts machen.
Das Erlittene, der Anblick der anderen und vor allem die Schreie der anderen Kinder
die hier waren und die nicht wie ich das Glück hatten am Leben zu bleiben.
Das ist das Härteste für eine Person meines Alters. Eben diese Erinnerung.
Das ist das Härteste...
Ich weiß, daß man mich in eine Zwangsjacke gesteckt hat. Man hat mir eine Substanz
auf den Kopf gegeben, die meine Haare auffraß. Man hat Markierungen an meinem Kopf
gemacht. Danach habe ich Gedächtnislücken. Später habe ich mich woanders wiedergefunden.
Jetzt würde ich doch gerne vergessen können. Ich bin in einem fortgeschrittenen Alter
und ich möchte nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, an den Spiegelgrund
zu denken und an das Schreckliche, daß ich hier erlitten habe. Ich will nicht mein ganzes
Leben damit verbringen, daran zu denken. Ich muß damit aufhören. Man kann nicht
immer mit der Erinnerung an die Folter, das Leid und den Schrecken leben, die sich hier
ereignet haben. Man kann nicht die ganze Zeit so leben. Da muß man was tun. Man muß
versuchen, zu vergessen."

Sprecherin:
Im Winter 1944 sollte aus dem kleinen Roland im Erziehungsheim Wimmersdorf ein
Nationalsozialist gemacht werden.


Roland Zavani:
"Das war eine Art Schule und zugleich ein Ausbildungszentrum für die Hitlerjugend.
Hier wurden wir sehr hart behandelt. Wir mussten Übungen machen, im Schnee
robben und mit sehr notdürftiger Kleidung im Schnee marschieren. Wir waren nicht
gut ausgerüstet. Da gab´s Waffenübungen, wo man uns die Funktionen der Waffen
beigebracht hat. Es gab nur einen Schlafsaal. Für mich war das damals sehr schlimm,
daß wir jeden Morgen in den Hof hinaus mussten um den Hitlergruß zu machen,
egal ob es stürmte oder schneite. Erst danach durften wir ins Schulgebäude."

Sprecherin:
Bei Kriegsende, mit dreizehn Jahren, wurde er in einer Uniform der Hitlerjugend nach
Frankreich zurück geschickt.
Er hatte die französische Sprache verlernt. Als Hitlerjunge
beschimpft, wurde ihm das Leben schwer gemacht. Jahrzehnte des Getriebenseins und
der Flucht vor sich selbst lagen vor ihm.

Roland Zavani:
"Ich brauchte Freiheit und ich musste immer frei in meinen Bewegungen sein. Ich kann
außer meiner Familie nichts anderes ertragen. Ich war übrigens zu meiner Familie und
den Meinen sehr, sehr hart. Und das sehr lange. Ich habe Zeit gebraucht, um all das
Erlittene zu verdauen....
Öffnet die Augen. Die Jenigen, die sich damit beschäftigen, haben ein Bewusstsein
dafür. Diese Reportagen und Dokumentationen sehen vor allem Leute meines Alters.
Die jüngeren Generationen sind daran nur wenig interessiert."

Robert Quintilla (ehemaliger Zwangsarbeiter):
"Es ist vielleicht ein Aufschrei. Ein Appell. Passt auf. Was passiert ist, kann sich
wiederholen. Dagegen muß man sich zur Wehr setzen. Verstehen Sie, was ich meine?
Seit auf der Hut, ihr jungen Generationen.
Das Geschehene kann sich jederzeit wiederholen."
Zitat - Ende -


Zitat aus dem ins Deutsche übersetzten französischen Text einer wesentlichen Aussage innerhalb des Interviews von Roland Zavani aus oben genannten Film (Zwangsarbeit! Travail force!) über das Kinderheim Wimmersdorf:

"... Das war eine Art Schule und zugleich ein Ausbildungszentrum für die Hitlerjugend. Hier wurden wir sehr hart behandelt. Wir mussten Übungen machen, im Schnee robben und mit sehr notdürftiger Kleidung im Schnee marschieren. Wir waren nicht gut ausgerüstet. Dann gab´s Waffenübungen, wo man uns die Funktionen der Waffen beigebracht hat. Es gab nur einen Schlafsaal. Für mich war das damals sehr schlimm, daß wir jeden Morgen in den Hof hinaus mussten, um den Hitlergruß zu machen, egal ob es stürmte oder schneite. Erst danach durften wir ins Schulgebäude...
Öffnet die Augen. Die Jenigen, die sich damit beschäftigen, haben ein Bewusstsein dafür. Diese Reportagen und Dokumentationen sehen vor allem Leute meines Alters. Die Jüngeren Generationen sind daran nur wenig interessiert..."

Diese Aussage von Roland Zavani hat mich sehr stark an unsere zahlreichen "Morgenappelle" im Hof  des Kinderheimes (KDH) Wimmersdorf erinnert...
Hitlergruß und Waffenübungen gab´s zu meiner Zeit nicht mehr, dafür bessere Kleidung und mehrere Schlafsäle, aber das Prinzip der "Behandlung" gemutet mir heute noch als das SELBE, bloß etwas gemildert!
Sofern man die Abwesenheit einer jederzeit möglichen Exekution bzw. Verbringung
in eine NS-Tötungsanstalt als wesentlichen Milderungsgrund akzeptiert.
Das Töten, später auch nur der verdeckte Hinweis darauf,
sowie der damit eingeschlossene, jedoch unmissverständliche Befehl:
"Töte Deinen Nächsten, wie Dich selbst und Liebe Deine Feinde!",
erstreckte bzw. erstreckt sich dadurch in vielen von uns ein Leben lang -
Damit ist jeder von uns Gepeinigten völlig alleingelassen
und in vielen Fällen dadurch "freiwillig" zum Täter gemacht...
Bloß diesen Umstand an sich selbst zu erkennen, kann den Gepeinigten,
welcher selbst zum Peiniger geriet, jederzeit vernichten -
Fast niemand hält das an sich selbst aus...
Die Gefängnisse von Heute sind voll von ehemaligen Zöglingen (= Insassen)
dieser und anderer Anstalten.
Die Richter, welche jene Insassen den "normalen" Strafvollzugsanstalten zulieferten,
bzw. zuliefern, waren und sind zumindest durch die jeweilige Aktenlage bestens im Bilde!
Wer diese Ausleseanstalt überlebte bzw. sich zumindest einer "normalen" bürgerlichen
Karriere erfrommt, schweigt in der Öffentlichkeit bez. Erlebtem oder veröffentlicht
letzteres naturgemäß nicht namentlich - Dadurch ist die Beweisführung verunmöglicht
und der Wiederholung der Geschichte das Schlachtfeld überlassen...

Ich hatte bei der Lektüre dieses Films den Eindruck, daß Roland Zavani noch viel mehr mitzuteilen hätte...
Als ich beim Zukunftsfonds ( http://www.zukunftsfonds-austria.at/ ) telefonisch um Kontakt zu Roland Zavani bzw. zu näheren Auskünften ansuchte (2008), teilte man mir freundlich mit (Dr. Jürgen Strasser), daß erstens Roland Zavani keinen Kontakt wünsche (Seltsam: Warum war er dann in den letzten Jahren zwei mal in Wimmersdorf, einmal privat und ein zweites mal mit einem französischen Kamerateam samt Dolmetsch und machte dabei einen sehr mitteilsamen und kontaktfreudigen Eindruck??? [Anmerkung am 14.02.2013, Peter Ruzsicska: Ob es sich tatsächlich um ein französisches Kamerateam handelte, ist nicht sicher!])
und zweitens über das Kinderheim Wimmersdorf keine zeitgeschichtlichen Details vorliegen (Diese Aussage aber, erscheint mir absolut NICHT glaubhaft!!! - Diese Aussage steht übrigens im Widerspruch zur weiter unten aufgeführten Rathauskorrespondenz vom 23. 09.2008,  Wehsely ehrt Spiegelgrund Opfer: "...Der französische Staatsbürger kam als Neunjähriger auf den Spiegelgrund und in der Folge in das Erziehungsheim Wimmersdorf. An beiden Folterstätten wurde er vielfach misshandelt.").
Das versetzt mich schlicht in Erstaunen: Wie bitte??? - Offenbar wieder mal ein hübscher Widerspruch - Soviel zur Stellungnahme des Zukunftsfonds im Vergleich mit der Rathauskorrespondenz...
[06.11.2012, Anmerkung Peter Ruzsicska:
Nachdem ich vom Zukunftsfonds ( http://www.zukunftsfonds-austria.at/ - Dr. Jürgen Strasser) nach allen Regeln der Kunst bereits im Jahre 2008 freundlich abgewimmelt worden war, hatte ich Herrn Peschl von der Laufbildgesellschaft zwei mal mittels Email kontaktiert. Das erste mal 2008 und das zweite mal am 30.12.2011.
Heute (06.11.2012, 11:40 Uhr) rief ich bei der Firma Laufbildgesellschaft an, welche den Dokumentarfilm "Zwangsarbeit! Travail force!" (Anm. 16.11.2018 - Link nicht mehr abrufbar: http://www.laufbild.com/Pages/travailforce1.htm ) unter der Leitung von Herrn Wolfgang Peschl herstellte. Ich erläuterte Herrn Peschl mit gebotener Höflichkeit verschiedene Widersprüche innerhalb seiner Dokumentation über den ehemaligen Heiminsassen Roland Zavani, welche ich auf meiner Blogpage dargestellt habe. Ich erläuterte auch kurz die historische Notwendigkeit einer diesbezüglichen Wahrheitsfindung. Bevor ich meine Frage überhaupt stellen konnte ob evtl. doch noch ein Kontakt mit Roland Zavani herstellbar wäre auf Grundlage dessen eine Berichtigung verschiedener Darstellungen innerhalb der Dokumentation vorgenommen werden könnte, meinte Herr Peschl entrüstet:
Der Film ist bezahlt, das Projekt abgeschlossen und in diesem Zusammenhang sei ihm daher nun alles "scheiß egal" und er wünsche eben auch in diesem Zusammenhang nicht mehr angerufen zu werden und beendete damit die Telefonverbindung.

In genau diesem Zusammenhang meine ich klar und deutlich:

Vergangenheit und Gegenwart sind immer untrennbar miteinander verbunden,
wie übrigens auch jede Art von (menschlicher) Existenz.

Es ist daher unser Recht und gleichzeitig unsere Pflicht,
nicht nur der Betroffenen selbst, sondern unser Zivilisation, unserer Zivilgesellschaft und somit der gesamten Menschheit, die Wahrheit über die tatsächlichen historischen Verhältnisse und Einzelheiten zu erfahren. 
Z. B. Herr Zavani ist als Zeitzeuge zu wichtig, um den Vertuschungsinteressen unserer bis heute keineswegs aufgearbeiteten Nazi-Vergangenheit zu dienen.
Jeder einzelne Mensch, besonders im Umfeld innerhalb der historischen und gegenwärtigen Aufarbeitung trägt damit und dazu die volle Verantwortung.
- Siehe z. B. die "unabhängige" Opferschutzanwaltschaft http://ruzsicska.blogspot.com/p/kommissionsakrobatik.html#Die Unabhängige Opferschutzanwaltschaft - Man beachte die betont unverhohlene Querverbindung zum Zukunftsfonds! http://www.zukunftsfonds-austria.at/ 
Und speziell besondere Verantwortung trägt jede einzelne Person,
- aber absolut jede einzelne Person -
innerhalb der gesamten Medienlandschaft und Politik! 

Wer sich, aus welchen Gründen auch immer, aus der Pflicht der historischen Verantwortung entlässt, trägt zur Wiederholung der Geschichte und damit zur Verfestigung von Barbarei jedweder Art unmissverständlich und allerwirksamst bei.]

Übrigens:
Frau Margarete Stellbogen und ihr Ehegatte Alfred Stellbogen leiteten das Heim
seit 1924 und während des zweiten Weltkrieges bis zum Tode von Alfred Stellbogen im Jahre 1952.
Alfred Stellbogen war von 1938-1945 Bürgermeister von Johannesberg!
Siehe :
Festschrift (Interessantes aus der Vergangenheit) der Gemeinde Asperhofen
aus Anlaß der 950-Jahr-Feier
Asperhofen, den 13. März 1987
Herausgeber: Gemeinde 3041 Asperhofen.
Gestaltung und für den Inhalt verantwortlich: Josef Lepsinger, 3041 Wimmersdorf 41
[27.02.2012 - Anmerkung: Josef Lepsinger (seine Fußtritte, nebst seiner Alkoholfahne
waren wohlbekannt) ist der verstorbene Ehegatte von Helga Lepsinger (eine unserer brutalsten Peinigerinnen!), der ältesten Tochter von Frau Margarete Stellbogen, der Leiterin des Kinderheim Wimmersdorf]
Danach leitete Frau Margarete Stellbogen die Anstalt, die sie gerne als "Pensionat"
bezeichnete, bis zur Vertragsauflösung durch die Gemeinde Wien bis zum Jahre 1981.

1924-1981: Insgesamt siebenundfünfzig Jahre ununterbrochene Leitung durch die Familie Stellbogen!!!

NS-Mitgliedschaft von Alfred und Margarete Stellbogen
Mit offizieller Amtssignatur des Amtes der NÖ-Landesregierung (27.02.2012):
Sowohl Alfred wie auch Margarete Stellbogen scheinen in den Registrierungsblättern
zur Verzeichnung gemäß § 4 des Verbotsgesetzes 1947 auf und galten damals als
Mitglieder der NSDAP.
Bei Alfred Stellbogen ist die Mitgliedschaft von 1939 bis April 1945, bei Margarete
Stellbogen von 1.1.1940 bis April 1945 datiert. Alfred Stellbogen galt darüber hinaus auch
als Zellenleiter der NSDAP.

,
Amtssigniertes Anschreiben an Peter Ruzsicska
von der Niederösterreichischen Landesregierung
(NÖ Landesarchiv), vom 27.02.2012
Anmerkung, die mir dazu einfällt:
Für sämtliche Personen die uns traumatisierten und uns mit verschiedenen
Peinigungs- und Zermürbungstechniken bearbeiteten sind bisher nicht die
geringsten Konsequenzen entstanden, obwohl sich die Informations- und
Beweislage ständig verdichtet und gesamtgesellschaftlich immer mehr ausweitet...



Update, 03.09.2014:
Vielen Dank für die Ermittlung an Michael Köck!!!
Registrierungsblätter der NS-Mitgliedschaft von Alfred und Margarete Stellbogen,
(NÖ-Landesbibliothek, Dr. Stefan Eminger, gemäß Anschreiben K2-W-32/473-2013 an Michael Köck, den 01.08.2013):
http://ruzsicska.lima-city.de/NS-Mitgliedschaft_Margarete_Stellbogen.pdf
http://ruzsicska.lima-city.de/NS-Mitgliedschaft_Alfred_Stellbogen.pdf
Siehe  des Weiteren die NS-Vergangenheit von Fritz Ferdinand Stellbogen (Bruder von Alfred Stellbogen, des Ehemannes von Margarete Stellbogen geb. Biedermann):
https://ruzsicska.blogspot.com/p/uber-die-geschichte-des-heimes.html#Fritz_Stellbogen
und die NS-Vergangenheit des Heimarztes OMR Dr. Ferdinand Rieger:
http://ruzsicska.blogspot.com/p/uber-die-geschichte-des-heimes.html#Rieger

[Anmerkung, 27.05 - 10.06.2014 -
Vielen Dank für die Ermittlung dieser Info an Helmut Nigg und Michael Köck!!!:
Frau Direktor Margarete Stellbogen, geb Biedermann wurde laut NSDAP-Registrierungsblättern am 22.11.1904 in Tulln geboren und verstarb vermutlich laut Grundbuchurkunde A 228/95k -8-347/97 (Stempeldatum 02.05.1996, Stempeldatum des Bezirksgerichtes Neulengbach 01.07.1996) am 08.12.1995, 
Laut Stadtschulrat (SSR): Personalakt von Margarete Stellenbogen, geb. Biedermann, geb. 22.11.1904 in Tulln, gest. 11.12.1995 in St. Pölten - eingesehen von der Wilheminenberg-Kommission (SSR f. Wien, Az. 6452)]

Ehrung von Roland Zavani:
http://www.wien.gv.at/rk/msg/2008/0923/026.html
https://www.wien.gv.at/presse/2008/09/23/wehsely-ehrt-spiegelgrund-opfer-mit-dem-goldenen-verdienstzeichen

Text: Rathauskorrespondenz · erstellt am: 23. September 2008 20:06 Uhr
Wehsely ehrt Spiegelgrund-Opfer mit dem Goldenen Verdienstzeichen

"Es geht um das Hinsehen, es geht darum, niemals zu vergessen"

Sonja Wehsely
Die Heil- und Pflegeanstalt "Am Steinhof" war das Zentrum der NS-Tötungsmedizin in Wien. 7.500 Menschen wurden dort von den Nazischergen ermordet. Auf dem Gelände befand sich auch die Abteilung "Am Spiegelgrund", in der 800 Kinder und Jugendliche getötet, unzählige gequält, misshandelt und gefoltert wurden.

Seit 2006 wurden 29 Überlebende vom Spiegelgrund mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet. Mit Roland Zavani, der heute von Gesundheits- und Sozialstadträtin Mag.a Sonja Wehsely geehrt wird, erhält heuer das fünfte Spiegelgrund-Opfer das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien. Der französische Staatsbürger kam als Neunjähriger auf den Spiegelgrund und in der Folge in das Erziehungsheim Wimmersdorf.

An beiden Folterstätten wurde er vielfach misshandelt. Heute lebt Zavani wieder in Frankreich, von wo aus er für die Ehrung anreiste. "Ihnen sind Dinge angetan worden, von denen man sich kaum eine Vorstellung machen kann. Herr Zavani, wir brauchen Menschen wie Sie, die immer und immer wieder aus eigener Erfahrung erzählen, welche Verbrechen von den Nazis begangen wurden. Es geht um das Hinsehen, es geht darum, niemals zu vergessen", so Wehsely bei ihrer Laudatio.

Im Pavillon V des Wiener Otto-Wagner-Spitals, dem früheren "Steinhof", wurde im heurigen Sommer die neu gestaltete und erweiterte Ausstellung "Der Krieg gegen die 'Minderwertigen' - Zur Geschichte der NS-Medizin in Wien" wieder eröffnet. Die Ausstellung erläutert die nationalsozialistischen Medizinverbrechen in Wien und thematisiert auch den Umgang mit diesen Verbrechen nach 1945. Die Dauerausstellung ist von Mittwoch bis Freitag (werktags), jeweils in der Zeit von 10 bis 17 Uhr geöffnet, an anderen Tagen nach Vereinbarung. Der Eintritt ist frei, kostenlose Führungen können unter der Telefonnummer 01/ 22 89 469-319 bzw. per E-Mail unter office@doew.at vereinbart werden.

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26.05.2012 - 24.01.2013

24.01.2013
Siehe DÖW-Mitteilungen (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes)
Folge 207, Juli 2012 http://www.doew.at/aktuell/mitt/mitt_archiv/207.pdf
[Link - berichtigt, den 13.08.2014]: http://www.doew.at/cms/download/6epo2/207.pdf

[06.06.2012 - Anmerkung: 
Siehe Franz P.:  http://ruzsicska.lima-city.de/Ernst_Berger_(Franz_P).pdf
Ernst Berger - Verfolgte Kindheit - Böhlau Verlag 2007
Kinder und Jugendliche als Opfer der NS-Sozialverwaltung
(Seite 258-262)]

Franz Pulkert (geboren 1938) Interview am 05.12.2011
[War von 1945 bis 1952 Insasse des Kinderheim Wimmersdorf.]
Interview: Philipp Mettauer
Kamera: Bernadette Dewald
http://gedenkstaettesteinhof.at/de/interviews/transscript/Franz-Pulkert
http://gedenkstaettesteinhof.at/de/interviews/videos/Franz-Pulkert

Das Transkribierte Interview mit Franz Pulkert:

Also von Geburt an, in Wien geboren, ich bin in Wien geboren, aufgewachsen im Zentralkinderheim, die ersten sechs Monate in der Bastiengasse, meine Mutter, die hat mich dort also mehr oder weniger dann verlassen nach sechs Monaten. Wie die Deutschen in Österreich eingetroffen sind, ist sie nach Lübeck ausgewandert und hat mich dagelassen. Und so bin ich dann weitergeschickt worden in die Heime, von der Bastiengasse ins Burgenland zu Pflegeeltern, in dieser Zeit war dann mein Vater eingerückt, und dort bin ich dann circa zwei Jahre gewesen, und dann hat mich aber mein Vater wieder geholt, da haben wir in der Wattgasse gewohnt, 17. Bezirk, und da war aber schon eine Stiefmutter da, wo ich geglaubt habe damals, das ist meine richtige Mutter, weil ich habe ja meine richtige Mutter nie gekannt, weil da war ich ein Kleinkind, und das war für mich eigentlich die erste Mutter. Und von der Wattgasse hat mich meine Stiefmutter in die Kinderübernahmsstelle in die Lustkandlgasse gebracht, sie hat inzwischen schon wieder einen anderen Sohn bekommen, und das war natürlich ihr eigener Sohn, und dadurch bin ich, für mich… Wir waren natürlich auch nicht sehr…, also mit dem Pracker [Teppichklopfer], das war so üblich, die Methoden, also, aber mich hat das eigentlich nicht so…, war halt für mich die Mutter und aus, bin ich dort hingekommen. Von der Lustkandlgasse bin ich auf den Spiegelgrund geschickt worden, da war ich so ca. drei Jahre, war dort zwei Jahre, und sogar in dem Pavillon 15, der bekannte Tötungspavillon, da war ich zwei Jahre. Was dort geschehen ist, weiß ich nicht mehr, da war ich zu klein. Und von dort bin ich dann wieder nach Hause in die Wattgasse, und das war ja… Dann hat mich meine Mutter wieder auf den Spiegelgrund, da war ich aber bereits sechs Jahre. Also 1944 bin ich in die Schule gegangen da in Wien, und bin dann im Dezember 1944 wieder auf den Spiegelgrund gekommen. Da war ich schon sechs, bin dort in die Schule gegangen, auf einem Pavillon, Pavillon 18, glaube ich, war das damals. Und da war ich bis August 1945, habe dort das Kriegsende erlebt, am Spiegelgrund, und von dort bin ich dann, das war so eine Nacht- und Nebelaktion nach Wimmersdorf geschickt worden in das Kinderheim.
Spiegelgrund, das war so, da ist damals die Straßenbahn gefahren bis hinauf, war damals eine 47er-Linie und das war auch wieder im Winter, im Dezember. Meine Stiefmutter hat mich da hinaufgebracht, nein, das war nicht die Stiefmutter, weil von der Fürsorgeanstalt bin ich ja hinaufgekommen, von der Lustkandlgasse, die hat mich da hinaufgebracht, und eigentlich war es Winter, also war auch alles so dunkel irgendwie, aber ich kann es sagen, als ich oben war mit drei Jahren, weiß ich nichts mehr, was die da aufgeführt haben. Und mit sechs Jahren, da ist ja am Spiegelgrund so eine Eisenbahn herumgefahren, so eine kleine, die hat immer das Essen und die Wäsche…, und die hat mich eigentlich da immer so fasziniert, wie die Liliputbahn ist sie da herumgefahren in dem Gelände, weil das sehr verstreut war, die Pavillons. Und da sind wir so in die Schule gegangen, normal in die Schule dort und man hat immer so einen Unterricht gehabt. An eines kann ich mich erinnern, man hat ja schön grüßen müssen, und das habe ich einmal so schlampig gemacht, irgendwie, ich habe es halt so gemacht wie der Führer selber, der hat das auch immer nur so gemacht, bin ich einmal so hineingekommen und habe nur so… Prompt habe ich mich auf dem Gang hinstellen müssen, die Hände gerade und da haben sie mir Bücher draufgelegt, dass ich halt schön die Hand einmal so…, bis halt die Hand immer…, daran kann ich mich noch erinnern, immer fest grüßen, das hat man müssen, auf das sind sie gestanden.
Man ist da in die Schule gegangen, das hat dann in der Früh angefangen, also hat man einmal sein Frühstück eingenommen, dann ist man in die Schule gegangen und schön mit dem typischen Gruß und dann hat man in der Schule…, aber was die da gelernt…, man hat dann schon ein bisschen herumgelernt, aber das war zu wenig, das ist nur so nebenbei immer…, man hat immer mehr Geschichte, haben die da immer gebracht, die Geschichte über das Deutsche Reich und was weiß ich, und solche Sachen immer. Aber ein richtiger Schulunterricht, kann ich mich nicht erinnern, dass der da überhaupt war, dass man da richtig gerechnet hätte oder wie man es halt in der Schule lernt, das haben die nicht gemacht. Entweder haben die das gar nicht wollen, dass man das lernt… Ich habe dann ein Zeugnis bekommen, da ist gestanden „die Schule nicht bestanden“, von der ersten Klasse. Als ich nach Wimmersdorf gekommen bin, war da ein Zeugnis, das lautete „nicht bestanden“, aus basta, und mehr ist da nicht drinnen gestanden.
Na ja, da hat es auch nicht sehr viel gegeben, einen Kaffee und Brot, das hat man so…, ein normales Frühstück, also nichts Besonderes. Das war auch in Eggenburg genauso, in Eggenburg hat man zum Frühstück einen Kaffee bekommen und da ist so ein Laib Brot gewesen und den haben Sie so in Achtel geschnitten und da hat man so ein Achtel Brot bekommen, trocken, ohne allem, ohne nichts. Dafür war ich immer zehn Kilo untergewichtig, ich habe mich nie erholt, also bis ich verheiratet war, habe ich immer Untergewicht gehabt. Ich habe eigentlich, als ich verheiratet war, jetzt ein bisschen mehr angesetzt, aber damals war ich immer schlank, ich war immer also schlank und groß war ich auch immer, ich habe vom Essen nichts zunehmen können. Man hat immer irgendwie einen Hunger gehabt, das war in Wimmersdorf dasselbe, es hat gerade so ge… aber hungrig waren wir immer.
Und wie gesagt, das Schöne war, als ich im Kinderheim war, da hat man gesehen, dass der Krieg aus war. Weil in Wien hat man ja, ich habe ja die Fliegeralarme und das alles…, das war ja immer ein Geheul, und am Spiegelgrund haben sie uns dann schon, dass wir nicht immer vom Stock herunterrennen müssen, haben sie uns die Matratzen in den Keller hineingelegt und wir haben dann gleich im Keller geschlafen, wenn diese Angriffe waren. Und daneben da am Spiegelgrund war ja auch die Flak, diese Flakgeschosse hat man ja schon gehört und teilweise auch gesehen. Und von oben, vom Spiegelgrund hat man so schön hinuntergesehen auf Wien und das war irgendwie schaurig schön, weil es war finster und dann hat es immer so gebrannt und überall und in der Ferne hat es immer geblitzt wie ein Wetterleuchten von den Kanonen und so weiter. Und wir haben die Flak gesehen, wie sie mit den Scheinwerfern immer in den Himmel nach Flugzeugen hinaufgeleuchtet haben. Als Kind denkt man sich da nichts dabei. Natürlich, Angst schon vor den Bomben, man hat ja so erfahren, was da so alles… Dadurch war auch der Schulbetrieb gestört, weil ich bin ja da, die Schule war immer, es hat immer geheißen, es ist Bombenangriff, es ist alles gesperrt und aus, da hat man nicht hinaus dürfen.
Spiegelgrund war für mich eigentlich, als Erinnerung… Ich kann gar nicht sagen, dass da so, sagen wir, irgendwelche Auswüchse waren, kann ich Ihnen nicht sagen. Damals mit sechs, man hat dort zwar nichts gelernt, nicht viel. Man hat immer nur diese Wochenschauen gesehen, da in dem Kinosaal oben, über den Krieg und so weiter, aber sonst ist da nichts gemacht worden. Und dadurch habe ich ja dann auch 1945 keinen Abschluss gehabt von der ersten Klasse. Und in Wimmersdorf habe ich im September 1945 die erste Klasse erst anfangen müssen. Also ich habe nichts gekonnt, weder schreiben, lesen noch sonst irgendetwas, es hat sich niemand interessiert, ich habe dort von Grund auf anfangen müssen, in Wimmersdorf. Und ich war dann praktisch sieben Jahre, also bis vierzehn, in Wimmersdorf. Und wie gesagt, man hat immer gesagt, ja der Spiegelgrund, aber das ist eigentlich weitergegangen, also man ist nach Wimmersdorf gekommen, die Behandlung, das Schlagen, Treten und so weiter, das ist dort genauso gewesen. Also die sieben Jahre... Wir haben nur Erzieherinnen gehabt, also bestimmte Erzieherinnen haben das überhaupt übertrieben, also da ist mit Handbesen…, mit allem was die erwischt haben, haben sie einen praktisch traktiert.
Und alles hat halt seine Ordnung haben müssen, Bettenbau, militärisch, ich habe eh gesagt, das Kinderheim war für mich militärischer als das Bundesheer. Wenn ich ehrlich bin, habe ich gesagt, als ich zum Bundesheer gekommen bin, da haben sie gesagt: „Na wumm, da geht es zu und da muss man Betten machen.“ Sage ich dann, das habe ich in Wimmersdorf auch, mit der Zahnbürste, mit dem Becher abmessen genau wie viel man einschlägt vom Leintuch und alles, da hat alles militärisch sein müssen, wir sind ja immer marschiert und alles, nach der Pfeife, ein Pfiff Gehen, zwei Pfiff Stehenbleiben, also so ist das abgelaufen. Und es hat auch geheißen, dass da irgendwie auch mehr Nazis waren, während des Krieges, da war irgendwie so eine Anstalt, ich weiß nicht, wer da…, aber man hat immer gemunkelt. Die Russen haben auch immer wollen…, haben immer herumgesucht da, herumgesucht, was da, ob sich irgendetwas… Es sind auch immer so Gestalten im Wald herumgegeistert noch im 1945er Jahr, waren so versprengte Nazis oder wer das war, die sind da immer in Zivil herumgeschlichen und die Erzieher haben immer gesagt: „Nein, das ist gefährlich da mit den Leuten.“ Und die haben auch ihre Waffen dort weggeschmissen und wir hätten alles Mögliche finden können: Granaten, Pistolen, alles, Patronen, das ist dort haufenweise herumgelegen.
Weil ich kann mich erinnern in Wimmersdorf, in Wimmersdorf ist immer einer gekommen, der war so 14, 15 Jahre alt, so ein Bursche, der war noch in Wimmersdorf und ist von dort eingerückt, mit 14 Jahren sind die ja schon in den Krieg eingerückt und zurückgekommen ist er, Arm weg, blind und lauter so Spli[tter], daran denke ich heute noch, der hat immer diese schwarze Hand gehabt und der hat sogar übernachten dürfen im Heim, der war Zögling und hat dann im Krieg als 14-, 15-Jähriger noch so draufgezahlt, und der ist immer ins Heim gekommen, so im Sommer ist er immer ein paar Tage im Heim geblieben, das habe ich immer so in Erinnerung, seine schwarze Hand, die er da gehabt hat und blind und lauter so…, ] zersplittert von…, das Gesicht, also den habe ich auch immer noch so in Erinnerung gehabt. Das war sein Einziges, wo er noch [etwas] gesehen hat [war] wahrscheinlich das Heim und alles und die Umgebung. Und da ist der immer gekommen, hat immer ein paar Tage im Heim übernachten können, der hat sogar in den Kinderzimmern geschlafen, bei uns, also bei den 13-, 14-Jährigen, also wenn er auf so ein Bett… hat er auch übernachten können und hat mit uns auch gegessen und so weiter, das waren seine persönlichen Erinnerungen wahrscheinlich, die er halt noch gehabt hat.
Und den Direktor habe ich so in Erinnerung, wie ich das erste Mal so hinkomme, am nächsten Tag den Direktor sehe, der war so fast ein Meter neunzig groß, der ist mit der Reithose und mit der Reitpeitsche gekommen, ich habe mir immer gedacht, der schaut aus wie die SSler, so eine Aufmachung hat der damals schon gehabt.
Und der wird wahrscheinlich auch etwas Höheres gewesen sein während des Krieges, das hat man immer so erfahren, das waren alle ein bisschen so Nazigestalten. Und wie gesagt, die Erziehungsmethoden sind ein bisschen so in dem Schema weitergegangen. Man glaubt halt, das gibt es nur während des Krieges, aber das ist damals genauso... Und die Erzieherinnen, die Lehrerinnen, die waren ja selbst alle bei dem System dabei.
So war eigentlich Wimmersdorf, außer den Hieben, die da immer waren. Und da war auch eine Erzieherin, eine gewisse Tante Lotte, die hat es immer auf mich abgesehen gehabt. Ich weiß nicht, die hat mich immer für alles… Ich habe wahrscheinlich immer auch für die anderen die Watschen [Ohrfeigen] bekommen oder was. Die war immer auf mich eingestellt und mit dem Besen, zehn links, zehn rechts, und dann hat sie – die hat immer so einen großen Kloschlüssel gehabt – da hat sie einem auch gleich so auf die Finger geschlagen, dass man da recht blaue... Heute würden die eingesperrt, wenn die das heute in der Schule machen würden. Also das Knien, Stehen, das war sowieso immer gang und gäbe, wenn irgendetwas... Man war nicht richtig…, ein braves Kind war ich auch nicht, muss ich schon sagen. Aber es war auch gleich aus nichtigen Gründen, es wurde immer gleich zugeschlagen und die Lehrerinnen sind auch mit dem Rohrstab bei der Tafel gestanden. Aber wie gesagt, das vergisst man, das verdrängt man irgendwie. Heute denke ich immer nur an die schöne Landschaft, die damals war.
In Wimmersdorf waren unter den Buben immer diese Streitereien, da hat man einmal ein blaues Auge gehabt oder so herumgeboxt, wer halt immer der Stärkere war… Aber man hat aufgehört, wenn einer unten war und dann war es aus. In Eggenburg muss ich sagen, da waren ja schon 18-Jährige. Also da ist es schon gewalttätig gewesen, da hat regelrecht das Faustrecht geherrscht. Weniger unter den Erziehern, die Erzieher, kann ich nicht sagen, dass einem die irgendwas getan hätten, aber die Jugendlichen. Die Größeren sind immer auf die Kleinen losgegangen, das ist von oben nach unten… Der hat den und manchmal hat man wieder den anderen…, der Schwächere war immer…, da drauf, nicht. Und da muss ich sagen, in Eggenburg sind auch sexuelle Vorfälle gewesen, das muss ich schon sagen.
Es ist schwierig, ehrlich gesagt, da will ich gar nicht so genau darauf eingehen, da will ich eigentlich nicht so darauf eingehen. Weil es hat immer welche gegeben…, es hat immer die Schwächeren getroffen, meistens, die sich irgendwie nicht getraut haben oder so, die hat es dann meistens getroffen. Dann sind so Burschen auf den losgegangen, irgendwie…, sexuell belästigt, wie man halt heute sagt. Und die Erzieher haben nichts getan, obwohl sie es gewusst haben, die haben aber nichts getan, oder dass das irgendwie zur Direktion gegangen wäre, nichts!
Aber Schlägereien waren natürlich schon furchtbare oft in Eggenburg, die haben sich da gegenseitig schon sehr geprügelt und die typische „Decke“, wie es geheißen hat, „der kriegt heute die Decke“, weil es war immer so, am besten ist, man hat die drei Sachen: nichts sehen, nichts hören..., nicht. Das waren immer diese..., also nur nichts... Weil wenn, sagen wir mal, der sich beschwert hat über den und den, da hat man dann schon müssen... In der Nacht haben sie auf einmal die Decke über ihn geworfen und vier, fünf haben auf ihn losgeprügelt. So ist es da ungefähr zugegangen.
Und die Gewalttätigkeit, das war damals üblich, ich meine, es waren die Eltern auch nicht anders, weil die Mutter war nicht besser und ich kann mich erinnern, als ich dann das erste Mal vom Spiegelgrund..., da habe ich dann zu dem Psychiater müssen wegen dieser Entschädigung. Und der Psychiater hat mich gefragt..., in der Gemeinde Wien, da ist der Psychiater gewesen und der hat mich eben so gefragt und er sagt: „Na ja und die Mutter hat Sie auch geschlagen?“ Sage ich: „Ja, mit dem Pracker [Teppichklopfer] und mit allem Möglichen.“ Hat der mir glatt gesagt: „Ja, dann sind Sie am Spiegelgrund eh wieder unter Ihresgleichen gewesen.“ Habe ich mir schon gedacht, nein, das ist in der heutigen Zeit, dass man in den 1990er Jahren solche Antworten bekommt.
Da hab ich vom Bürgermeister einen Orden bekommen, als Zeitzeuge, das Goldene Verdienstkreuz oder wie das heißt. Ich finde das eher so eine Art Kriegsorden, dass man die Zeit überstanden hat, und nicht für den Spiegelgrund, oder? Oder man hat uns halt mehr oder weniger abgespeist, jetzt wollen wir schon einmal Ruhe haben, hängen wir einen Orden um und damit haben wir Ruhe.
Aber ich finde die Entschädigung..., ja, nur ist sie zu spät gekommen, viel zu spät! 100.000 Schilling, wenn ich das als Zwanzigjähriger bekommen hätte, da wäre das etwas gewesen! Da haben wir eine Wohnung gebraucht usw., das wäre es gewesen! Nachher, wenn ich es nicht gehabt hätte, hätte ich mir das andere so auch gekauft. Aber so war es..., es war nicht, sagen wir in dem Sinn, dass ich sage, ja das, das – war halt eine Entschädigung und aus. Ich habe dann oft gesagt, da müsste ich für Wimmersdorf auch eine Entschädigung..., da bin ich sieben Jahre lang geschlagen worden, da müsste ich eigentlich mehr bekommen als vom Spiegelgrund.
Ich habe eh gesagt, es wird ja eigentlich nur über den Wilhelminenberg geredet, im Fernsehen hört man immer Wilhelminenberg. Aber es hat ja dutzende Heime gegeben, wo es genauso zugegangen ist, auch christliche, die waren ja auch nicht besser. Und ich stelle mir halt vor, damals die Erzieherinnen, die waren selbst alle von dem Deutschen Reich besessen. Das kann man doch nicht von heute auf morgen so abschütteln.

Dieses Interview entstand im Rahmen des Projekts
"BETROFFENE DER NS-MEDIZIN IN DER FRÜHEREN ANSTALT AM STEINHOF -
OPFER UND ÜBERLEBENDE"
des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes
http://www.doew.at/

Projektleitung: Herwig Czech
Projektorganisation: Christine Schindler
Interviewführung: Philipp Mettauer, Herwig Czech
Kamera, Schnitt, Untertitel: Bernadette Dewald
Inhaltliche Bearbeitung: Herwig Czech, Philipp Rohrbach
Koordination mit der Stadt Wien: Susanne Guld (MA 24)
Transkription: Michael Hollogschwandtner, Thomas Bogner
Übertragung Untertitel: Lilian Dombrowski
Implementierung Ausstellung und Internet: Martin Engelmeier (enegma.at)
Finanzierung:
Wiener Krankenanstaltenverbund KAV
MA 24 - Gesundheits- und Sozialplanung
Wir danken den Überlebenden, die uns ihre Lebensgeschichten anvertraut haben:
Alfred Grasel, Karl Hamedler, Karl Jakubec, Rudolf Karger, Alois Kaufmann,
Leopoldine Maier, Ernst Pacher, Ferdinand Pauer, Franz Pulkert, Ferdinand Schimatzek,
Karl Uher und Friedrich Zawrel.
Wir danken auch folgenden Institutionen und Personen für ihre Unterstützung:
Wiener Krankenanstaltenverbund
Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus
Otto Wagner-Spital der Stadt Wien
Wissenschaftliche Leiterin des DÖW Brigitte Bailer
und allen, die durch ihre Mitwirkung und Unterstützung dieses Projekt ermöglicht haben
© 2012 Stiftung Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
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10.07.2012 Herbert David
 
Interview mit Herbert David (* 24.07.1932), am 04.06.2012 in Wien
Interviewer und Transkription: Peter Ruzsicska
Anmerkungen in eckigen Klammern [], von Herbert David bestätigt.

© Herbert David
(Pavillon im Hof des Kinderheim Wimmersdorf um 1940-1942)

Ich bin Herbert David, geboren in Wien Favoriten, Quellenstraße und bin in der
Laimäckergasse zur Schule gegangen und abgesehen davon, daß meine Mutter
gestorben ist, wie ich eineinhalbJahre war und zu Pflegeeltern aufs Land kam.
Und mit sechs Jahren nachher wieder nach Wien, um in die Schule zu gehen.
…mit acht [Jahren] ungefähr wurde ich aus dem Heim [zu Hause] wo
ich groß geworden bin aus der Quellenstraße rausgezogen und in ein
Erziehungsheim gesteckt, was man heute oder damals Wimmersdorf nannte.
Da war ich zweieinhalb Jahre. Die Ereignisse von dem Heim zur Zeit waren ja…
Damals wenn man es nicht anders weiß, lebt man sich ein undman nimmt das
wie´s kommt. Aber wenn man später drüber nachdenkt, was die Quälerei war,
war alles nur nicht angebracht. Zum Beispiel, wenn man am Abend Schlafstunde
um acht Uhr war oder neun und man hat die Augen aufgehabt, wurde man zur
Kanzlei oder zur Erzieherin vor ihr Zimmer gestellt und zwanzig mit der
Haselnussrute über die Fußsohlen oder über die Fingerspitzen.
Nicht nur einmal, hunderte mal. Oder, daß wenn man irgend etwas nicht richtig
gemacht hat, daß man hundert mal schreiben mußte. Papier und Bleistift wurde
einem nicht gegeben. Da hast das Toilettenpapier abgerissen und mußtest
schreiben. Ob die Toilette überschwemmt war oder nicht… war uninteressant
für die… In der Früh mußtest es abbringen [abgeben], herzeigen.
Das sind Sachen, die du natürlich schwer verkraften kannst. Oder wenn du im
Sommer in denFerien oben, an der oberen… Da mussten wir hochlaufen, wo
die Pritschen waren, zum Hinlegen und du bist eingeschlafen und hast dich
umgedreht, haben sie dich aufgeweckt und du mußtest tausend Liegestützen
machen oder Kniebeugen mit dem Besen in der Hand am Rücken u. s. w….
Oder wenn du irgendwie den Kopf gedreht hast, beim Essen und hast nach
links oder rechts geschaut, wurdest sofort hinter die Tafel gestellt und hast kein
Essen kriegt. Wenn du groß wirst damit, dann akzeptierst du das, aber wennst
du nachher drüber nachdenkst…
Heut´zu Tag, wenn einer sowas macht, den stecken´s ins Zuchthaus.
Damals war das Gang und Gäbe. Da war ja kein Richter.
Ich war acht Jahre alt. 1940, 1941, 1942 muß das gewesen sein.
43, 44 war ich in die Schrebergarten, oben auf der Grenzackergasse und da
habe ich die ganze Zeit oben gewohnt. Da bin ich nachher fast gar nicht mehr
zurück in die Quellenstraße gekommen. Mit vierzehn habe ich angefangen zum
Lernen [Lehre] und mit fünfzehn war ich dann wiederum in einem Lehrlingsheim
vom Staat, weil ich mehr oder weniger rausgeschmissen wurde von meiner
Großmutter und meiner Tante. Ich war in Döbling, im Lehrlingsheim. Gelernt
habe ich Schilder- und Schriftenmaler in der Bräuhausgasse in Margareten.
Die Quälerei [in Wimmersdorf] ging ja andauernd. In zweieinhalb Jahren haben
sie dich mindestens zwanzig, dreißig mal geschlagen. Auf die Hände, daß du am
nächsten Tag nicht schreiben kannst u.s.w…., auf Fußsohlen. Im Sommer
mußtest du ohne Schuhe über die Stoppelfelder laufen, da habe ich heute noch
eine verkrüppelte Zehe, weil die hat nie geheilt, ist immer eitrig gewesen. 
Du hast dort die schwarze Klothose an und die wurde zugebunden und wenn
du nicht drei Säcke voll mit Tannenzapfen gesammelt hast, entweder hast kein
Essen kriegt oder wurdest hinter die Tafel gestellt, wurdest immer
gebranntmarkt. Also du wurdest immer irgendwie gezeichnet, daß du ein
Außenseiter warst oder nicht die Bedingungen vollfüllt [erfüllt] hast u. s. w.
Politisch kann ich mich nicht erinnern, daß wir irgendwie…
Wir haben Soldatenspiele gemacht, was natürlich für… in dem Alter als

Jugendliche irgendwie interessant war… Du gehst durch die Kartoffelfelder
und anschleichen und lauter so Sachen… Das macht Spass. Warum?
Weil du im Freien bist. Alles immer unter Anleitung. Freiwillig wurde
nichts gemacht. Waffenübungen gab es keine, absolut nicht.
In dem Zeitraum, in dem ich in Wimmersdorf war, waren alle zwischen sechs

und vierzehn Jahre, keine älteren und keine jüngeren. Wir wurden immer unter
Gruppe geführt. Die Gruppen untereinander hatten keinen Kontakt untereinander.
Wenn du im Bett liegst und der geht da durch, irgend einer, der bestimmt worden

ist…
Von der Decken haben sie [die Kinder] den Verziehrungsfaden abgetrennt und
dann haben sie einen Knoten, einen Knopf gemacht und das war unser Spielzeug.
Mit dem Kopf so hin und her ziehen… Wenn der [der Aufpasser] das gehört
hat… Aha, da spielt einer: Geh stell dich hin!
Da hast schon wieder zwanzig über die Hände gekriegt. Oder wenn du nicht die
Augen zugehabt hast… Ich kann mich nicht mehr so ganz genau erinnern…
Aber das sind so Sachen, die eben hängen geblieben sind, warum, weil die ja
brutal waren. Es war alles irgendwie unter Druck. Du konntest dich gar nicht
richtig viel unterhalten über… Daß du eine Freizeit hattest… Daß du in den
Sommerferien in den Wald gehen konntest und spielen oder was… Das war
alles irgendwie immer… Da hab ich die Tannenzapfen genommen und
[Baum]rinde gefeilt. Da konntest du Boote machen oder irgendwas anderes
machen… Da hast du rumgespielt. Das war unser einziges Spielzeug.
Sonst hast du nichts gehabt, war ja nichts da. War alles immer unter einen
gewissen… Druck. Ich war ein eher schwächeres Kind.

[Keine Erfahrung eines sexuellen Missbrauches,
sowie keine sexuelle Berührungen]
[Auch keine Wahrnehmungen sexueller Kontakte zwischen anderen Menschen]

Das Essen war… Keiner ist verhungert. Jeder hat das Selbe gekriegt.
Wenn du den Kopf gedreht hast, bist schon wieder hinter die Tafel, war schon
wieder das Essen entzogen. Das war natürlich eine bittere Strafe, weil als
Kind hast du erst einmal Hunger.
Die Schule war im Haus, im Erdgeschoß. Die Wohnungen waren oben,

die Schule war unten. Wir waren immer die selben Gruppen. Wir waren
ungefähr dreißig Kinder, die waren immer zwei Tische.
[Insgesamt gab es vier Gruppen] 
Im ganzen Heim waren damals 140, 150 Stück [Kinder].
Im großen Speisesaal waren vorne die jüngsten und hinten die älteren Kinder.
Wie ich mir den Stoppel in die Zehe eingerannt habe [in den Stoppelfeldern],

gleich vom Anfang an, da ist meine große Zehe am rechten Fuß eitrig geworden
und ich konnte fast für ein halbes Jahr oder ein Jahr fast in keinen Schuh rein.
Ich mußte rein, ob ich wollte oder nicht und dadurch
ist er jetzt noch immer verkrüppelt. Nicht die Zehe, aber der Zehennagel.
Es ist kein Nagel, es ist Hornhaut geworden. Du mußt rein!...
Da gab´s nichts anderes. Es wurde nicht gesagt,
wie man über Stoppelfelder laufen soll. Du sollst ja nicht [drüber] laufen,
du sollst sie entlangstreichen und umbiegen. Und dadurch ist das passiert.
Später lernst du es… Und es war üblich, im Sommer jeden Tag durch die
Stoppelfelder bis zum Wald laufen und Bockerln sammeln. Darum haben sie
ja die Heizung dafür gehabt, im Winter. Ich war nie krank, außer das mit dem
Fuß. Nie, daß ich irgendwie ärztlich untersucht wurde, nein.
Es gab drei Erzieherinnen in dem Stock, wo ich geschlafen habe und drei

Lehrerinnen. Ob die Erzieherinnen auch Lehrerinnen waren, kann ich mich
nicht erinnern…
Der Direktor Stellbogen war ein großer Mann
[mit Stirnglatze und streng anliegenden Haaren] und ging immer leicht
vorgebeugt und hat einen langen Mantel angehabt. Ich würde ihn erkennen.
Er hatte zu uns selten Kontakt. [Er hatte nie persönlich Hand an uns gelegt.
Nur die Erzieherinnen führten Erziehungsmaßnahmen durch]
Wo ich mich erinnern kann, wenn wir vor den Zimmerl [der Erzieherinnen]
standen, was ja nur eine Holzverkleidung war, kann ich mich erinnern, daß ab
und zu größere Jungs rauskamen oder reingingen, in der Zeit, wo ich…
Manches mal mußtest du eine halbe Stunde warten und stehen,
bevor sie kamen: Was hast gemacht? Ah, so , die Augen offen gehabt…
Bum, bum, bum, bum und dann durftest du wieder schlafen gehen, weinend.
Heute würde ich sagen, ja [, daß ich hauptsächlich Gewalt erlebt habe.]
Damals mußtest du das akzeptieren als Teil des Lebens.
Ich war zweieinhalb Jahre dort [in Wimmersdorf] und dann wurde ich besucht
von einer meiner Tanten und dann, war das vielleicht Mitleid oder die Schulung
oder – ich habe keine Ahnung warum – und die haben mich dann rausgeholt
wieder und dann bin ich in die Quellenstraße [Quellenstraße 24A,
ein Gemeindebau – der A-Bau, genau neben dem Wasserreservoir zwischen
Absperggasse und Laimäckergasse] gekommen für eine Weile.
Und wie ich dann bissel älter war, dann war ich wieder im Schrebergarten auf der
Grenzackergasse.

Ich war insgesamt neun Jahre in Heimen, davon zweieinhalb Jahre in Wimmersdorf.

Ich bin am 24. Juli 1932 geboren und eineinhalb Jahre später ist meine Mutter
verstorben – Vater unbekannt – und dann wurde ich bis sechs Jahren zu
Pflegeeltern irgendwo auf´s Land verschickt. Wo das war, kann ich mich nicht
mehr erinnern, wurde mir auch nie erzählt. Und dann, wie gesagt, war ich zu
Hause in Wien auf der Quellenstraße und mit achteinhalb, neun war ich im
Kinderheim für zweieinhalb Jahre, in Wimmersdorf. Dann bin ich wieder raus
gekommen, war ich wieder auf der Quellenstraße. Dann mit vierzehn habe ich
angefangen zum Lernen als Schilder- und Schriftenmaler. Und mit fünfzehn bin
ich dann in ein Lehrlingsheim gekommen, in Döbling. Dann habe ich gelebt bis
siebzehn, bis fast achtzehn im Lehrlingsheim. Dann habe ich auf der
Grenzackerstraße gewohnt, bis ich zwanzig war. Und von zwanzig bin ich nach
Tirol, dort habe ich gearbeitet und gelebt. Und mit dreiundzwanzig bin ich nach
Kanada ausgewandert und seitdem lebe ich in Kanada.

[Zusätzliche Bemerkungen zum Kinderheim Wimmersdorf:]

Die militärische Organisation hat die Masse in Schach gehalten. Ich kann mich
erinnern, wo wir das Bett machen haben müssen. Das wurde eingeschlagen.
Unten unterfalten und dann die Decke mit dem Leintuch und umfalten…
Ich kann mich nicht erinnern, daß wir in der Zeitspanne wo ich dort war,
irgendwie politisch beeinflusst wurden. Mit neun Jahren war ich zu jung,
um das zu analysieren, was sich hinter der Bühne abgespielt hat, was der
Nazionalsozialismus war. Wir haben Schule gehabt: Rechnen, Schreiben,
Lesen u. s. w. gelehrt. Aber politisch war da nicht die Rede. 1941 war ja
auch erst der Anfang. Vielleicht war das nachher bissl strenger, bissl stärker…
Hitlergruß war üblich. Apelle hat es gegeben, aber daran kann ich mich nicht

mehr so genau erinnern. An einen Jungen kann ich mich genau erinnern.Er war
immer bevorzugt. Er durfte alles machen. Hingehen und hergehen. Er war
ungefähr meines Alters und hat einen runden Kopf und schneeweißes Haar
gehabt. Außergewöhnlich erkennbar. Der hat irgendwie Beziehungen gehabt
oder einen Vorteil. In welcher Art, ist mir unbekannt. Ich weiß nicht,
wie er geheißen hat…

Wien, am 05.06.2012 [Notariell beglaubigt]

Ich  Herbert David, bestätige durch meine Unterschrift den Inhalt dieses
Interviews als meine wahrhaftige Wahrnehmung der beschriebenen Sachverhalte:

Herbert David

Ich, Peter Ruzsicska, bestätige durch meine Unterschrift die Durchführung
des Interviews vom 04.06.2012 und die wahrhaftige Wahrnehmung der
dadurch beschriebenen Sachverhalte aus dem Munde von Herbert David
und erkenne, gemäß meinen eigenen Wahrnehmungen meines Aufenthaltes
als Insasse des Kinderheim Wimmersdorf in den Jahren 1970 bis 1974,
die besondere Art und Weise der durch Herrn Herbert David beschriebenen
Sachverhalte, sowie die besondere Foltertechnik des örtlichen Erziehungspersonals
exakt wieder:

Peter Ruzsicska

_________________________________________________________________________
16.08.2012
Lebensbericht eines Ex-Insassen des Kinderheim Wimmersdorf:
© Ernst Platt


Ernst Platt


MEA CULPA
Vom Mörder zum Künstler
Deutsche Literaturgesellschaft,
ISBN: 978-3-86215-257-5
_________________________________________________________________________

Innenhof des KDH-Wimmersdorf, Ende der siebziger oder Anfang der achtziger Jahre
( Copyright © Bernd Rantscheff, bernd@rantscheff.com )

Weitere Literaturnachweise:
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Reinhard Sieder / Andrea Smioski
Gewalt gegen Kinder in Erziehungsheimen der Stadt Wien
Endbericht, Wien, am 19.06.2012
https://www.wien.gv.at/menschen/magelf/pdf/endbericht-erziehungsheime.pdf
https://www.wien.gv.at/kontakte/ma11/pdf/endbericht-erziehungsheime.pdf
Siehe des Weiteren:
https://www.wien.gv.at/menschen/magelf/experten/aufarbeitungsprozesse.html
https://www.wien.gv.at/kontakte/ma11/aufarbeitungsprozesse.html
_________________________________________________________________________
ORF Teleobjektiv: "Problemkinder", Sendungsdatum 16.09.1980
Leitung: Claus Gatterer http://de.wikipedia.org/wiki/Claus_Gatterer
Autor: Kurt Langbein    http://www.langbein-partner.com
http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Langbein

Aufrichtiger Dank auch im Namen der verstorbenen Betroffenen an 
Kurt Langbein, sowie dessen Team, der diese Dokumentation mit
viel Fingerspitzengefühl gestaltete und veröffentlichte und somit
einen tatsächlichen und notwendigen Beitrag zur Aufklärung und
Verwirklichung der Menschenrechte in unserem Land leistete.

Zitat daraus (Frau Direktor Margarete Stellbogen):
"Wir sind jetzt 50 Jahre da. Wir arbeiten im Stillen für unsere Kinder.
Wir haben Kinder in schönen Berufen ..."
Frage des Reporters an Frau Direktor Margarete Stellbogen:
Stimmt es, daß Sie Kinder Schlagen?
Antwort von Frau Direktor Margarete Stellbogen:
"Das kommt doch gar nicht in Frage,
(daß) wir Kinder schlagen.
Das kommt doch gar nicht in Frage."

[09.12.2012, Anmerkung:
Verantwortliche Politiker für Heime der Stadt Wien waren zu dieser Zeit
Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner und
Walter Prohaska, Chef bzw. Leiter des Wiener Jugendamtes.
Beide sind bereits verstorben...]

Zitat ORF Teleobjektiv: "Problemkinder", 16.09.1980 (Dr. Walter Prohaska) - Anfang -
... Der Leiter des Wiener Jugendamtes [Anmerkung: Dr. Walter Prohaska] kündigt Konsequenzen an:
"Wenn Beschwerden in dieser Hinsicht über Heime einlangen, wo Wiener Kinder untergebracht sind, wird selbstverständlich diesen Beschwerden nachgegangen.
So ferne das Heim nicht in Wien, sondern in Niederösterreich liegt, ist natürlich auch noch eine Aufsicht der Niederösterreichischen Landesregierung gegeben.
Grundsätzlich muß man dazu sagen, daß es natürlich viel schwieriger ist, qualifizierte Mitarbeiter für Heime außerhalb Wiens zu bekommen und wir werden das auch natürlich mit in unser Konzept einbauen.
Im Allgemeinen muß man sagen, daß ja wahrscheinlich die Zahl der Heimplätze auch künftig noch zu reduzieren ist und selbstverständlich werden wir uns dann von jenen Privatheimen trennen müssen, wo ein modernes pädagogisches Konzept noch nicht verwirklicht wurde, beziehungsweise auch keine Aussicht besteht, daß das verwirklicht werden kann."
Zitat ORF Teleobjektiv: "Problemkinder", 16.09.1980 (Dr. Walter Prohaska) - Ende -

Siehe auch:
ORF-Report 25.10.2011 21:05h
Zusatzbeweis zur Identität von Dr. Walter Prohaska (Nur ein Teil seiner Aussage
wird darin wiedergegeben, jedoch das Filminsert zeigt seinen Namen!!!):
http://www.youtube.com/watch?v=ogIJ-8xU9sE
http://teampago.wordpress.com/2011/10/26/26-10-2011-orf-report-25-10-2011-kinderheim-skandal-die-abschrift-des-sendebeitrags-zum-osterreichischen-nationalfeiertag/
oder alternativer Link:
http://ruzsicska.lima-city.de/26.10.2011_ORF-Report_25.10.2011.pdf

Siehe weiters:
Weltspiegel Österreich: Experimente an Heimkindern
Sonntag, 10.06.2012 19:20 Uhr im Ersten, Autorin: Susanne Glass (ARD Wien)
http://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/sendung/swr/2012/oesterreich-106.html
Zitat des Autors Kurt Langbein:
Als die Dokumentation
[Anmerkung: ORF Teleobjektiv: "Problemkinder", Sendungsdatum 16.09.1980]
erschien, war die Entrüstung groß. In erster Linie aber
über den Filmemacher, der sich Kritik am System erlaubt hatte.
Politiker forderten vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen dessen sofortige Absetzung.
[26.06.2012 - Anmerkung: (mein Telefongespräch vom 26.06.2012 mit Kurt Langbein)
Die Absetzungsforderung kam damals hauptsächlich von der Tiroler Landesregierung
und die Schwierigkeiten erstreckten sich, bis die Sendung 1983 schließlich eingestellt
wurde. Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Langbein]
[10.09.2012 - Anmerkung: z. B. Landeshauptmann-Stellvertreter Fritz Prior (1921-1996)
http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Prior bezeichnete die Sendung als
"Manipulierung und Verunglimpfung der sozialen Einrichtungen von Tirol"
und legte Beschwerde gegen die Macher von "Teleobjektiv" ein...] 
„Man hat sich nicht einmal die Mühe gemacht,
irgendetwas im Detail zu widerlegen, sondern es war
Nestbeschmutzung, Insubordination, unzulässige Auflehnung
gegen staatliche Einrichtungen und das hat gereicht, um zu sagen.
Nehmt diese Schmutzfinken weg aus dem Sender.“

Professor Max Friedrich ist einer der angesehensten Kinderpsychiater Österreichs.
Er sagt: Natürlich sei der Umgang mit den Heimkindern auf die Naziideologie
zurückzuführen. Und egal wie Kindheitserinnerungen objektiv juristisch zu bewerten
seien, alle sollten sie mit ihren subjektiven Nöten ernst genommen werden.
Dann beweist er Größe und sagt: Er schäme sich auch für das eigene Verhalten.
„Ich war ein ganz junger Assistent, ich hatte noch nicht mal eine Anstellung,
ich habe Missstände gesehen, ich habe sie auch mit meinen Vorgesetzten besprochen.
Aber heute, wenn ich zurückschaue, würde ich wahrscheinlich eine Posaune
in die Hand nehmen, um auf etwas aufmerksam zu machen.
Ein bisschen habe ich auch an meine Karriere gedacht,
dass ich diesen Weg beschreiten darf, den ich dann beschritten habe.“
[24.06.2012 - Anmerkung : ".. ein bisschen habe ich auch an meine Karriere gedacht" -
Danke für die Info: So enstehen offenbar Karrieren - Das meine ich keinesfalls ironisch oder zynisch!
Bei allem Respekt vor seinem Schritt an die Öfentlichkeit, drängt sich gemäß meiner
Erfahrung die Frage auf, wie viele Menschen wohl seinen Begutachungen zum Opfer fielen...]

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12.11.2012 - Albtraum Heim
Am Schauplatz
http://tv.orf.at/schauplatz/
http://tv.orf.at/program/orf2/20121109/605828401/347974 
ORF 2, Freitag, 09.11.2012, 21:20 Uhr 
(Wiederholung am Samstag, 10.11.2012, 02:25 Uhr)
Siehe auch: http://programm.orf.at/?story=22028
Zitat -Anfang -
Ex-Zöglinge aus Wimmersdorf reichen Klage gegen ihre Peiniger ein.
Zitat - Ende -

Albtraum Heim
http://www.youtube.com/watch?v=DzobS-v-eCk
(Original-Link nicht mehr abrufbar: http://tvthek.orf.at/programs/1239-Am-Schauplatz)

Jahrzehntelang wurden Kinder in österreichischen Heimen geschlagen und vergewaltigt. Alle schauten weg. Doch jetzt melden sich immer mehr Ex-Heimkinder bei den Medien. 'Am Schauplatz' bleibt am Thema dran: Ein Mann der 20 Jahre obdachlos war, berichtet über brutale Quälereien in Erziehungsanstalten der Stadt Wien. Und eine ehemalige Erzieherin vom Wilhelminenberg will sich bei ihren damaligen Schützlingen entschuldigen.

Eine Reportage von Christine Grabner.

Das Team:

Zum aktuellen "Am Schauplatz"-Team unter der Leitung von Heidi Lackner gehören Gabriele Kluger, Robert Gordon, Christine Grabner, Doris Plank, Ed Moschitz, Nina Horowitz, Klaus Dutzler.

Siehe auch: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20121108_OTS0163/am-schauplatz-am-9-november-alptraum-heim
Zitat - Anfang -
Jahrzehntelang wurden Kinder in österreichischen Heimen
geschlagen und vergewaltigt. Die Behörden schauten weg und Kollegen
deckten die Täter und Täterinnen unter den Erziehern. Doch seit sich
immer mehr ehemalige Heimzöglinge an die Öffentlichkeit wenden, kommt
die Aufarbeitung dieser Verbrechen langsam in Gang. Nach der "Am
Schauplatz"-Sendung im August haben sich viele Betroffene gemeldet:
Opfer, aber auch eine ehemalige Erzieherin des Horrorheims
Wilhelminenberg, die sich bei möglichst vielen ihrer damals
Schutzbefohlenen entschuldigen will. Christine Grabner hat mit Opfern
und Tätern des Heimskandals gesprochen und ist mit ihnen an die Orte
ihrer schrecklichen Erinnerungen zurückgekehrt. Ihre Reportage
"Alptraum Heim" ist am Freitag, dem 9. November 2012, um 21.20 Uhr in
ORF 2 zu sehen.

"Ich war schon die Täterin damals", sagt die ehemalige Heimerzieherin
Lisa, "wenn ich überfordert war, ist mir schon einmal die Hand
ausgerutscht." Ihre fünf Jahre am Wilhelminenberg lassen sie bis
heute nicht los. "Es war für alle die Hölle, aber ich konnte gehen",
sagt die Wienerin, "wir hätten die Kinder von dort befreien müssen."
Seit einiger Zeit trifft sie sich mit Wilhelminenberg-Opfern. Lisa
möchte zu ihrer Verantwortung stehen und wissen, was sie damals genau
angerichtet hat.
Der 51-jährige Reinhard aus Wien hat durch die erste "Am
Schauplatz"-Sendung über Heimkinder erst von der Möglichkeit einer
finanziellen Entschädigung erfahren. Missbrauch und Gewalt in den
Heimen der Stadt Wien haben ihn zu einem verschwiegenen und
misstrauischen Einzelgänger gemacht. 20 Jahre war er obdachlos und
alkoholkrank. "Ich habe gar nicht gewusst, dass es auch Anlaufstellen
für männliche Gewaltopfer gibt", erzählt Reinhard. Jetzt will er mit
seinem Gang an die Öffentlichkeit vor allem anderen Mitzöglingen Mut
machen.
Die Sendung ist nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage als
Video-on-Demand abrufbar und wird auch als Live-Stream auf der
ORF-TVthek (http://tvthek.orf.at/programs/1239-Am-Schauplatz) die nächsten sieben Tage angeboten.
Siehe: http://www.youtube.com/watch?v=DzobS-v-eCk
OTS-Originaltext Presseaussendung unter ausschließlicher inhaltlicher Verantwortung des Aussenders.
OTS0163 2012-11-08 12:21 081221 Nov 12 NRF0010 0307
Zitat - Ende -
[Anmerkung: Hut ab vor der Erzieherin Lisa vom Wilheminenberg! Sie arbeitete dort fünf Jahre lang:
"Es gibt keine Entschuldigung, es gibt keine Erklärung, es... es gibt nix was sozusagen... das irgendwie nur im Geringsten gutheissen kann. Wir müssen irgendwie versuchen, damit zu leben. Ihr... besonders und ich muß damit... lernen damit zu leben, daß ich etwas getan hab´, was nicht entschuldbar ist."] 

[Meine bescheidene Botschaft bezüglich Charity bzw. Benefizveranstaltungen im Besonderen und Allgemeinen sei zumindest an folgende Darsteller, Produzenten und Mitwirkende der Dokumentation gerichtet:
Christian Oxonitsch (Stadtrat),
Christine Grabner (ORF),
Helmut Oberhauser (Künstler, Buchautor, Wilheminenberg-Insasse) siehe: http://www.helmut-oberhauser.at/
u. v. a.
Mit Charity bzw. Benefiz, noch dazu mittels diesbezüglicher "Unterstützung" von Seiten der Politik, läßt sich die Historische Katastrophe der Heimerziehung sicher nicht und wirklich niemals zu einem friedlichen Ende bringen.
Klartext:
Damit setzt ihr den Krieg von "denen da oben" mit hilfreichster und nutzdienlichster Mitwirkung von "jenen dazwischen" gegen "die da unten" nahtlos und mit aller Gewalt gnadenlos fort.
Mehr Klartext:
Wohltäterschaft (=Euergetismus, griech.):
Man beglücke auffälligst unter pompös-bescheidenster Schaustellung einige
Gepeinigte mit gütigen Wohltaten, wobei der Rest, das ist bekanntlich die Masse
der Betroffenen, still und unbemerkt im Hintergrund verrecken darf...

Siehe weiterführend: http://ruzsicska.blogspot.com/p/frau-ute-bock-zur-ehre.html#Wohlt%C3%A4tigkeit
Siehe auch Literaturempfehlung zur historischen Darstellung des Euergetismus (=Wohltäterschaft) 
]

[12.11.2012, Anmerkung bez. Stellungnahme von
Ilse Gorke im Interview mit Christine Grabner
Transkription - Anfang -
Ilse Gorke hat kurz im Kinderheim Wimmersdorf als junge Lehrerin unterrichtet. Von Gewalt habe sie wenig mitbekommen. Nur, daß es Fußtritte als Strafen gegeben hätte. Aber die Darstellung in unserer ersten Sendung habe sie trotzdem als einseitig empfunden: "Na, ich hatte so das Gefühl, daß ... nicht heraus gekommen ist, wie problematisch die Kinder waren, wenn dann die Herren erzählen, wie´s ihnen schlecht gegangen ist. Sie haben aber wahrscheinlich auch Probleme gamacht, na... Es hat niemand gesagt - Ich war ... unmöglich, ich hab´ das und das gemacht, ned?... In dem Heim waren achtzig oder hundert Kinder mit Problemen. Also wie soll ein Lehrer oder ein Erzieher damit fertig werden? Das war ein Abschieben und ... Die Kinder worn oarm, oba die Lehrer waren eigentlich auch arm."
Unter den Elf- bis höchstens Dreizehnjährigen seien sogar Straftäter gewesen - Handtaschenräuber und Messerstecher: "Es hätten dort müssen die besten Therapeuten, die besten Erzieher, die besten Lehrer hin, in kleinen Gruppen, um den Kindern noch helfen zu können und sie zu betreuen und ihnen in ihren Problemen beizustehen"
Sie selbst sei beliebt gewesen und habe sogar Schülerpost bekommen [Anmerkung: Wimmersdorf, am 28.02.1957]:
"Sehr geehrte Frau Lehrerin... Das hat mir ein Bub von der Nebenklasse geschrieben...
Ich habe gestern mit einem ihrer Buben gesprochen und habe erfahren, daß sie allgemein beliebt und sehr geachtet sind. Ich hätte eigentlich eine kleine Bitte, diese Lautet: "ob sie mich auch ein bisschen lieb haben." [Anmerkung: doppelt unterstrichen!!!] Die Unterschrift ist auch lieb: Ergebenst!... Ich bin dort wirklich auf verlorenen Posten gestanden und mir... hat das so weh getan, daß ich nicht helfen konnte. Ich selber war verzweifelt und daß man da nicht andere Leute hingesteckt hat, sondern eine Junglehrerin, die dort wirklich nichts ausrichten konnte. Ich muß das leider sagen."
Transkription - Ende -

Mein kleines Recherche-Ergebnis nach zehn Minuten Google-Suche,
Frau Gorke - die arme Lehrerin - blickt zurück:
Auf der 18ten Seite des PDF´s des evangelischen Museums
http://museum.evang.at/sites/default/files/userfiles/files/Raum-10/Jugend_nach-1945.pdf
bzw.: (Update, 27.01.2016) http://ruzsicska.lima-city.de/Jugend_nach-1945.pdf

Zitat - Anfang - Update - 27.01.2016 -
Wenn ich heute zurück blicke...

Wir hatten nach dem Krieg unsere Wohnung verloren und mein Vater als Nazi auch seine Stellung als  Mittelschullehrer. Senior Muhr bot meinem Vater eine Anstellung als Kirchendiener an und da damit verbunden auch eine Dienstwohnung war, nahm er an. Und so wohnte ich ab meinem 13.Lebensjahr hinten in der Gustav - Adolf - Kirche über den Räumen der Pfarrkanzlei. So nah am Geschehen ließ es sich wohl nicht verhindern, in die Jugendarbeit eingebunden zu werden. In Gumpendorf wurde ich konfirmiert, nach dem Genuss des Konfirmandenunterrichts und des gefürchteten Geigenspiels von Senior Muhr. Ich wurde Kreuzfahrerin, leitete einen Mädchen Jungscharkreis und Sommerlager in Moosburg und Feld am See. Ich schwärmte für Edith Rannert und Horst Sambor, aber da war ich nicht die einzige. Aus den Kreuzfahrern beiderlei Geschlechts bildete sich später eine Gemeinschaft von jungen Menschen - wir nannten uns "Junge Gemeinde" - die unter der Führung von Ernst Fak jeden Freitag zusammen kam und diskutierte - nicht nur über die Bibel. Ernst konfrontierte uns mit vielen Themen und Wissengebieten. Wenn ich heute zurück blicke, weiß ich, dass diese Zeit für mein privates und berufliches Leben sehr wertvoll war und dass sie mich geprägt hat. Ich lernte zu argumentieren, Meinungen zu akzeptieren und zu dem, was ich für richtig halte, zu stehen. Für diese Zeit bin ich Ernst Fak sehr dankbar. Es entstanden viele echte Freundschaften.
Wir haben  auch  unsere  Freizeit miteinander verbracht und natürlich auch Theater gespielt...

...
IIse Gorke (geb. Beck) Neusiedl bei Pernitz
Zitat - Ende - Update - 27.01.2016 -

Meine bescheidene Meinung dazu:
Frau Ilse Gorke soll sich nebst ihren Charity-Tätigkeiten im Bereich der
Parkinson-Selbsthilfe 
http://www.parkinson-selbsthilfe.at/index.php?s=mitteilungen#mtb 
http://www.parkinson-sh.at/
(welche umwegrentabelst zum besten Geschäft der "armen" Pharmabranche beiträgt), sowie auf die unterhaltsam-lehrreichen Diapresentationen innerhalb ihrer und anderer Pfarrgemeinden weiterhin konzentrieren - Auch dort kann sie vielleicht ihre Geschichte von den "eigentlich auch armen Lehrern" glaubhaft und publikumswirksam verkaufen, um ihren Erlös weiterhin gütigst und hilfreichst z. B. den Einrichtungen "Licht für die Welt" in Afrika und Pater Sporschill in Rumänien zukommen zu lassen...
Siehe z. B.: http://www.concordia.or.at/

Zitat aus dem Programm von "Lange Nacht der Kirchen", 25.07.2011:
www.langenachtderkirchen.at/downloads/programmheft2011_wien.pdf
bzw.: http://ruzsicska.lima-city.de/programmheft2011_wien.pdf
"Ilse und Willi Gorke lesen Gedichte in Mundart, humorvoll,
pointiert, zeitkritisch und zum Nachdenken anregend.
Gute Unterhaltung wird garantiert!"

]

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27.08.2012 - 21.01.2014
 „Mit Peitsche oder Kochlöffel traktiert“
(28.08.2012)
http://www.noen.at/lokales/noe-uebersicht/wienerwald/aktuell/-Mit-Peitsche-oder-Kochloeffel-traktiert;art2699,409683
(Nachtrag, den 22.07.2013 - 21.01.2014) siehe den Artikel mit einigen (derzeit nicht mehr sichtbaren) Postings:
http://ruzsicska.lima-city.de/Mit_Peitsche_NOEN_28.08.2012.pdf
[Anmerkung, Peter Ruzsicska, 21.01.2014] Detail am Rande: Interessant, warum die NÖN die Postings ihres obigen Artikels (von Renate Hinterndorfer) der nachweislich (sic!!!) gepeinigten Wimmersdorfer gelöscht hat, aber das Posting des Herrn Wolfgang Kröppl (alias Mjölnir) allein darstellt, welches das Kinderheim Wimmersdorf ins beste Licht rückt. Somit seit 27.10.2013 dem Artikel in betont positiv-demonstrativer Einseitigkeit der Tätergilde gegenüber den Persilschein ausstellt. - Also Josef Ecker, dem Bürgermeister von Asperhofen in seinen Ansichten volle vorauseilende Unterstützung kredenzt -Offenbar ein Klarer Fall von Täterschutz durch die tatkräftigste Mithilfe der NÖN:
http://ruzsicska.lima-city.de/Mit_Peitsche_NOEN_Mjoelnir_27.10.2013-19.01.2014.pdf
[Anmerkung, Peter Ruzsicska, den 03.09.2012: Man beachte dabei die besonders
modernen und auch bemerkenswerten Ansichten vom Asperhofener Bürgermeister
Josef Ecker. Conclusio: Dem Mann sei zumindest sein Rücktritt nahegelegt.]

Desweiteren sei noch aus dem Artikel die Position der Stadt Wien zitiert:
Zitat - Anfang -
Zur Frage nach Entschädigungen erklärt Mag. Florian Weis, Mediensprecher der Stadt Wien, dass sich alle Opfer an den Weissen Ring wenden können: „Der Weisse Ring wurde von der Stadt Wien beauftragt, Entschädigungen für Opfer der Wiener Jugendwohlfahrt abzuwickeln. Insgesamt haben sich bis jetzt 1.252 Opfer der Wiener Jugendwohlfahrt gemeldet. 858 Fälle wurden behandelt. Von den behandelten Fällen wurde bis jetzt insgesamt 623 Opfern finanzielle Entschädigung bewilligt, und 414 Opfern zusätzlich auch Psychotherapie zugesprochen. Davon waren 37 Fälle aus dem Heim Wimmersdorf .“
Zitat - Ende -
[Anmerkung: Tatsache ist, der Weisse Ring zahlt in keinster Weise Entschädigungen,
sondern sog. Anerkennungszahlungen, welche die Betroffenen selbst als "Entschädigung" interpertieren sollen, bzw. Anzahlungen, als Entschädigung ausgewiesen, welche die Betroffenen als Anerkennung des an ihnen begangenen Unrechts sehen sollen (eben ein Schuldeingeständnis!). -
Hallo, Rathaus und Stadt Wien samt Mediensprecher!
Geht´s noch ? Das ist keinesfalls als ordentliche Entschädigung in jeder erdenklichen Hinsicht zu betrachten, sondern als Anzahlung in Hinblick auf evtl. künftige ordentliche - d. h. rechtswirksame und rechtsgültige - Entschädigung. Nicht mehr, nicht weniger.
Gutes Rathaus und Stadt Wien samt Mediensprecher!
Wo bleibt also die restliche ordentliche, d. h. rechtswirksame und rechtsgültige Entschädigung?
Siehe z. B. acht Punkte dazu: http://ruzsicska.blogspot.com/2011/03/wer-wei-etwas-uber-historische.html#Betroffene]


Pensionslücke bei Heimkindern 

...Anders als der breiten Öffentlichkeit ist den zuständigen Politikern die gesamte Pensionsproblematik längst bekannt. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hat vor eineinhalb Jahren einen Brief an das Land Tirol geschrieben, der Ö1 vorliegt: Es sei unbestritten, dass bis in die 90er Jahre in Heimen als Arbeiter oder auch als Lehrlinge beschäftigte Fürsorgezöglinge nicht sozialversichert wurden. Es wäre nachträglich durch eine Gesetzesänderung auch eine beitragsfreie Anrechnung der Pensionsersatzzeiten möglich, so Hundstorfer. Aber er bitte um Verständnis, dass das in Sparzeiten nicht geht. (27.08.2012) http://oe1.orf.at/artikel/313790

Siehe Details: http://ruzsicska.blogspot.com/p/zwangsarbeit.html


Anmerkung von Rudolf Prinesdomu zum oe1-Artikel:
->Es wäre nachträglich durch eine Gesetzesänderung auch eine beitragsfreie Anrechnung der Pensionsersatzzeiten möglich, so Hundstorfer. Aber er bitte um Verständnis, dass das in Sparzeiten nicht geht.
Sparzeiten?
Hallo Hr Hundstorfer gehts noch? Da werden Milliarden für Griechenland verschenkt, sich selbst Löhne verordnet die längst schon höchst unmoralisch sind und Sie meinen wir sind in Sparzeiten?
Wollen Sie uns verarschen oder was ist da los? (27.08.2012)
http://www.heimkinder-oesterreich.at/index.php/topic,188.msg341/topicseen.html?PHPSESSID=huqi7o1l07rraplf72ct0cldu7#new

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17.08.2012, 21.15   ORF 2 Am Schauplatz - Gestohlene Kindheit
http://www.youtube.com/watch?v=CYW08QfDX4o

"Es gab keinen Tag an dem wir nicht Prügel und Missbrauch aller Art erleben mussten",
das sagen Ex-Zöglinge des Niederösterreichischen Kinderheims Wimmersdorf.

Damit sprechen sie für tausende Betroffene in ganz Österreich.Jahrzehntelang quälten Erzieherinnen und Erzieher systematisch Heimkinder.
Doch die Verantwortlichen vertuschten die oft sadistische Gewalt
und kein einziger Täter ist je vor Gericht bestraft worden.
Immer mehr Opfer brechen das Schweigen und hoffen, dass ihnen die Menschen nun endlich glauben.
Eine Reportage von Christine Grabner.

Zum aktuellen "Am Schauplatz"-Team unter der Leitung von Heidi Lackner gehören
Gabriele Kluger, Robert Gordon, Christine Grabner, Doris Plank, Ed Moschitz,
Nina Horowitz, Julia Kovarik.

Siehe auch dazu: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20120816_OTS0035/am-schauplatz-reportage-gestohlene-kindheit-am-17-august-im-orf
Zitat - Angang -
Wien (OTS) - Für die "Am Schauplatz"-Reportage "Gestohlene
Kindheit" - zu sehen am Freitag, dem 17. August 2012, um 21.15 Uhr in
ORF 2 - ist Gestalterin Christine Grabner mit ehemaligen Heimkindern
an den Ort ihres Leidens zurückgekehrt. Was sie dort zu hören bekam,
ist erschütternd:

"Es gab immer nur Hiebe und Hausarbeit. Wir hatten keine Kindheit",
sagt das ehemalige Heimkind Elfie. Im Kinderheim am Wilhelminenberg
hat sie Schreckliches erlebt: Demütigungen und sexuelle Gewalt.
Geholfen hat ihr keiner, und die Täter mussten nie vor Gericht. Bis
heute leidet die 52-jährige Wienerin an den Folgen ihrer Heimzeit.
Elfie ist kein Einzelfall. Wie ein mehrere hundert Seiten starker
Bericht der Uni Wien bestätigt, hatte Gewalt gegen Kinder in den
Heimen der Stadt Wien System. Jahrzehntelang prallten die Berichte
der Opfer bei den Verantwortlichen auf eine Mauer des Schweigens. Die
Taten der Erzieherinnen und Erzieher gelten mittlerweile als
verjährt. Das wollen die Opfer nicht hinnehmen.

"Es war Kinderfolter", sagt Rudi, "es gab keinen Tag ohne Prügel und
Missbrauch." Der Wiener verbrachte fünf Jahre im Kinderheim
Wimmersdorf in Niederösterreich. Die Heimleitung war in der Hand
einer Familie, und das seit der NS-Zeit. Dementsprechend die
Methoden, von denen die Ex-Zöglinge berichten: Schläge mit der
Hundeleine, stundenlanges Stehen in der Sonne, militärische Strenge,
sexuelle Übergriffe. Wenn Kinder nicht spurten, so erzählt ein
ehemaliger Pädagoge, zielte der Mann einer Erzieherin sogar mit dem
Gewehr auf sie.
Zitat - Ende -

[Anmerkung, Peter Ruzsicska, den 18.08.2012
Conclusio nach Gewahrung obiger Dokumentation:
Es wurde die Folter thematisiert (Rudolf Prinesdomu),
welches ein wichtiger Stein im Mosaik der Aufklärung
und evtl. künftiger tatsächlich befriedigender Entschädigungen sein könnte...]
[Anmerkung, Peter Ruzsicska, den 23.08.2012:
Ich möchte nochmals betonen, daß Frau Grabner im Rahmen
ihrer Möglichkeiten, welche das Mainsreammedium ORF für sie bereitstellt,
das meiner Meinung nach äußerste Maximum an hervorragender
Berichterstattung mit ihrer Dokumentation geleistet hat. Ich stehe gemäß
meiner Ausführungen, die ich in meinem Blog zur Veröffentlichung
bereitstelle, voll hinter meinen sämtlichen Darstellungen und Aussagen.]

[Anmerkung:
Siehe auch Interview mit Karl Hauer, welcher neunzehn Jahre lang Lehrer in der Heimschule des Kinderheims (KDH) Wimmersdorf war und von Peinigungen nichts wusste (sic!!!):
http://ruzsicska.blogspot.com/p/prof-karl-hauer-zur-ehre.html
]
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profil, Nr. 41, vom 11.10.1982, Seite 55: Schläge aufs Glied (Artikel von Robert Klement)
(Update, 22.10.2015): http://ruzsicska.lima-city.de/Wiss/profil_41-1982_Heime-HQ.pdf
Zitat daraus (Frau Direktor Margarete Stellbogen):
Im übrigen verstehe sie nicht, daß einige Zöglinge nach so vielen Jahren
noch so schlechte Erinnerungen hätten:
"Auch den Krieg sieht man nach etlichen Jahren weniger grauenvoll."
[Anmerkung:
Diese Aussage von Frau Direktor Margarete Stellbogen verstehen die Gepeinigten als Befehl, die Folterungen und Zermürbungspraktiken, welche an ihnen im Namen der guten Erziehung getätigt wurden, allergefälligst hinzunehmen und zusätzlich auch noch selbst zu verharmlosen.
Wir sollen gefälligst für das uns gütigst angediehene Leid in unterwürfigster Dankbarkeit verharren, bis das der Tod eintritt...
Frau Direktor Margarete Stellbogen führte tatsächlich so erfolgreich Krieg gegen das ihr überantwortete Nutzvieh, welches ihr und ihrer Nutzniessergemeinde über Jahrzehnte reichlichst Profit bescherte.]
(Update 29.01.2016) Siehe profil, Nr. 41, vom 11.10.1982, inkl. Impressum, Seite 55:
http://ruzsicska.lima-city.de/Wiss/profil_41_1982_Heime.pdf
Zitat - Anfang -
Das Wiener Jugendamt kündigte mit Ende des abgelaufenen Schuljahres den Vertrag mit dem Prügelheim.
Oberamtsrat Gertrude Acs: "Weil wir zuwenig Kinder hatten. Von Prügeln, Ohrfeigen usw. ist uns überhaupt nichts bekannt. Es hat außerdem regelmäßige Kontrollen gegeben, das hätte uns auffallen müssen."
Zitat - Ende -
Gemäß Akteneinsicht in St. Pölten, durchgeführt von Herrn Helmut Nigg, am 10.01.2013, 11:45 Uhr, Dauer zwei Stunden:
Diese Darstellung von Oberamtsrat Gertrude Acs dem profil gegenüber, widerlegt sie selbst - Siehe Auszug der Strafanzeige gegen Margarete Stellbogen (St. Pölten, am 13.04.1982, E. Nr. GZ P 127/81): http://ruzsicska.lima-city.de/1982/Auszug_Klapse.pdf
Zitat - Anfang -
Die im Jugendamt Wien bei Frau Amtsrat ACS durchgeführten Erhebungen, ob schon Vorfälle mit Kindesmisshandlungen im Heim Wimmersdorf gewesen sind ergaben, daß bereits am 24.9.1975 von dem Mj. Johann HANYKA und dessen Mutter Elfriede PERNER eine Beschwerde gegen die Leiterin des Kinderheimes Wimmersdorf, Margarete STELLBOGEN eingebracht wurde. Siehe Blg. 5
STELLBOGEN gibt in ihrer Stellungnahme zu, daß sie Johann HANYKA mit dem Hundehalsband geschlagen hat.
Weters wurde am 8.6.1976 von Irmgard NIKODIM, der Mutter des Zögling Anton TOMASIEVIZC eine Beschwerde eingebracht, daß ihr Sohn im Kinderheim mehrmals Ohrfeigen bekam, und als Strafe öfters bis zu 1 1/2 Stunden stehen mußte. Siehe Blg. 6
Zitat - Ende -
Aus diesem Auszug noch ein kleines pikantes Detail am Rande:
Zitat - Anfang -
Margarete STELLBOGEN gibt an, daß die Anschuldigungen der Zöglinge nicht der Wahrheit entsprechen und daß sie sich außerdem nicht mehr erinnern kann. Sie gibt jedoch zu, daß sie Johann HANYKA mit dem Hundehalsband "Klapse" versetzte. Siehe NS Blg. 7
Zitat - Ende -
Verantwortliche Personen der MA-11 (Update, Schreibfehlerberichtigung, 19.11.2018) gemäß Handbuch der Stadt Wien 1973 (87. Jahrgang), auf Seite I/37 (auf Seite 15 des folgenden PDF´s): http://ruzsicska.lima-city.de/HB-Wien_1969-1983_Auszug.pdf
"... MA-11, Dezernat VI (Heime für Kinder und Jugendliche):
Amtsrat Gertrude Acs (Heime für Kinder)
Verwaltungskommissär Josef Grestenberger (Heime für Jugendliche) ..."
Siehe zum Thema Kontrollen in Wimmersdorf:
http://ruzsicska.blogspot.com/p/uber-die-geschichte-des-heimes.html#ASPERHOFEN2
Unser Heimarzt OMR Dr. Ferdinand Rieger führte entsprechende Kontrollen durch? Vielmehr deckte er sämtliche gewalttätigen, wie menschenrechtswidrigen Vorkommnisse und erstellte z. B. ein Gefälligkeitsgutachten, um der Erzieherin Erika Hebar (jüngste Tochter von Heimleiterin Margarete Stellbogen) das Erscheinen vor Gericht zu ersparen, welches u. a. dazu führte, das Gerichtsverfahren aus dem Jahre 1982 bis dato zu erstrecken (sic!!!):
Dr. Ferdinand Rieger war seit 1950 Heimarzt des Kinderheim Wimmersdorf (gemäß Aussage von Helga Lepsinger zur Hauptverhandlung, am 04.08.1982 im Kreisgericht St. Pölten, Aktenzeichen 19 E Vr 811/82, 19 E Hv 121/82).
http://ruzsicska.blogspot.com/p/uber-die-geschichte-des-heimes.html#Rieger
Siehe des Weiteren:
1) zum Thema Züchtigungsrecht der Leiter und Erzieher von Heimen
http://ruzsicska.blogspot.com/p/wissenschaftliche-aufarbeitung.html#08.12.2015
2) KURIER (Georg Hönigsberger, Julia Schrenk am 05.12.2011) -
"Heime waren Kindergefäng­nisse"
Die Stadt Wien wurde bereits in den 1970er-Jahren über die schlimmen Zustände in den Heimen informiert, sagt Ex-SPÖ-Politikerin Irmtraut Karlsson. http://kurier.at/chronik/wien/heime-waren-kindergefaengnisse/734.218 bzw.: http://ruzsicska.lima-city.de/Heime%20waren%20Kindergefaengnisse_%20KURIER_05.12.2011.pdf
3) Studie Verwaltete Kinder von Rosemarie Fischer, Irmtraut Goessler-Leirer (Karlsson), Claudia Halletz; (von der MA-11 zensuriert 1975, 1976): http://ruzsicska.lima-city.de/VerwalteteKinder(1975)Schreibmaschinenform.pdf und http://ruzsicska.lima-city.de/VerwalteteKinder(1976)Buchform.pdf
4) Erst seit Mitte Oktober 2013 wurden durch das neue Buch von Georg Hönigsberger und Irmtraut Karlsson Verwaltete Kindheit (ISBN: 978-3-99024-189-9) die Heimidentitäten der Studie Verwaltete Kindheit (1975, 1976) zum Teil entzensuriert [Frau Karlsson besuchte im Rahmen der Ermittlungen für ihre Studie z. B. das Kinderheim Wimmersdorf gemeinsam mit einer zweiten weiblichen Person zur Zeit meines Heimaufenthaltes in Wimmersdorf, zwischen 1970 und 1974 - Siehe dazu auch mein Gedächtnisprotokoll, Peter Ruzsicska vom 02.04.2012 http://ruzsicska.blogspot.com/p/gedachtnisprotokolle.html ]:
http://www.kral-verlag.at/kralverlag/index.php?option=com_content&view=article&id=370%3Akinder&catid=6%3Aprogramm&Itemid=1
https://www.kral-verlag.at/programm/geschichte/verwaltete-kindheit_978-3-99024-189-9-detail.html
Davon zwei besonders beweiskräftige Kapitel bez. des Kinderheims Wimmersdorf:
Kapitel über die Totale Institution (Seite 104-110)
Kapitel über Wimmersdorf (Seite 111-122)
Siehe Auszug: http://ruzsicska.lima-city.de/Totale_Institution_Wimmersdorf_Auszug_Hoenigsberger_Karlsson_2013.PDF
_________________________________________________________________________
profil Online, vom 16.01.2016:
Wir Heimkinder klagen an
http://www.profil.at/oesterreich/wir-heimkinder-6191742
Videoblog: Wir Heimkinder klagen an
http://www.profil.at/videos/videoblog-wir-heimkinder-6191714
Klasnic-Kommission-Mitglied Scholz: „Wünsche mir Geste wie von Vranitzky“
http://www.profil.at/oesterreich/klasnic-kommission-mitglied-scholz-wuensche-geste-vranitzky-6191605
(Update, 29.01.2016) Die Printausgabe, vom 18.01.2016:
http://ruzsicska.lima-city.de/profil_18.01.2016_Wir_Heimkinder_klagen_an.pdf
_________________________________________________________________________
profil, 18.03.2010: Die Gezeichneten: Auch in staatlichen Heimen wurden Zöglinge missbraucht
Von Edith Meinhart
http://www.profil.at/articles/1011/560/264620/die-gezeichneten-auch-heimen-zoeglinge
bzw.:
http://ruzsicska.lima-city.de/Die_Gezeichneten_profil_21.12.2011.pdf
bzw.:
http://ruzsicska.lima-city.de/Die_Gezeichneten_profil_18.03.2010-25.02.2014.pdf
_________________________________________________________________________ 
KURIER, 05.12.2011: Heime waren Kindergefängnisse
http://kurier.at/nachrichten/wien/4307759-heime-waren-kindergefaengnisse.php
(obiger Link zur Zeit nicht erreichbar...)
bzw.:
http://ruzsicska.lima-city.de/Heime waren Kindergefaengnisse_ KURIER_05.12.2011.pdf
bzw.:
http://kurier.at/chronik/wien/heime-waren-kindergefaengnisse/734.218

Interview mit Frau Irmtraut Karlsson:

34 Heime der Stadt Wien hat Karlsson mit einem Team von Studentinnen von 1972
bis 1974 untersucht. Elf Heime haben den geltenden Standards entsprochen. Im
Großteil habe aber Gewalt und Demütigung vorgeherrscht.

Karlsson interviewte die Heimleiter und die Betreuer, hat das Verhalten der Kinder
beobachtet. Sämtliche Rohdaten hat sie damals der Magistratsabteilung 11 in "einer
riesigen Kiste" gebracht: Namen der Betreuer, Beurteilungen und "ausführlich
besprochene Folgen" für die Bewohner dieser Heime.

"Das war alles bekannt", sagt sie. "Das wurde veröffentlicht" - wenn auch zensiert.
Die Namen der einzelnen Heime musste sie durch Ziffern ersetzen.
Die erschreckenden Ergebnisse ihre Studie haben damals kaum jemanden
interessiert: "Wir dachten, das wäre jetzt der große Aufschrei", sagt Karlsson.
Geschehen sei fast nichts.
_________________________________________________________________________
oe24.at, 19.10.2011: Missbrauch wurde 40 Jahre vertuscht
Interview mit Irmtraut Karlsson
http://www.oe24.at/oesterreich/chronik/Missbrauch-wurde-40Jahre-vertuscht/43794882
bzw.:
http://ruzsicska.lima-city.de/Missbrauch wurde 40 Jahre vertuscht_oe24_19.10.2011.pdf

Zitate aus diesem Interview von Frau Karlsson:

ÖSTERREICH: Frau Karlsson, Sie haben vor 40 Jahren eine Studie über die Wiener
Heime erstellt und sind zu erschütternden Ergebnissen gekommen …
"Als Beamtin der Stadt Wien habe ich mit Studenten die Zustände in 34 Wiener Heimen
untersucht.14 dieser Heime waren regelrechte Kindergefängnisse. Die Stimmung war
erdrückend. Die Kinder durften 24 Stunden nicht das Heim verlassen. Durch diese
Geschlossenheit drang auch nichts nach außen. Es passierten täglich Demütigungsrituale,
die Intimsphäre der Kinder wurde zerstört. Was mich schockierte, war, dass das
Personal kein Unrechtsbewusstsein hatte und uns ungeniert die Zustände zeigte."

ÖSTERREICH: Sie haben die Ergebnisse der Stadt Wien vorgelegt.
Und was passierte dann? 
"Die MA 11 verlangte damals, dass die Namen aus dem Bericht gestrichen werden
und gegen Nummerncodes ersetzt werden. Auch in den Text wurde eingegriffen.
Bei einigen Stellen wurde verlangt, dass wir sie umformulieren sollen."
_________________________________________________________________________
derStandard, 25.11.2011: Die Lehrer haben einfach geprügelt
Interview mit Irmtraut Karlsson
http://derstandard.at/1319183841667/Vorwuerfe-gegen-Schulen-Die-Lehrer-haben-einfach-gepruegelt
bzw.:
http://ruzsicska.lima-city.de/Die%20Lehrer%20haben%20einfach%20gepruegelt_%20derStandard_25.11.2011.pdf

Zitat daraus:
Standard: Sie haben stets kritisiert, dass die Reformen viel zu lange gedauert haben.
Woran lag das?
Karlsson: Die Leute waren alle Beamte. Zum Beispiel gab es
im Heim in Eggenburg einen äußerst problematischen Erzieher.
Eine Suspendierung wurde mit dem Argument abgelehnt,
er habe gerade begonnen, ein Haus zu bauen und habe Kinder.

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Gertrude Czipke
Die SchreibmaschinentäterInnen
(2013)
Die Wiener Jugendfürsorge in den Jahren 1945 bis 1970
und ihr Beitrag zur Durchsetzung einer gegen Mädchen, Frauen, “uneheliche”
Mütter und deren Kinder gerichteten Geschlechterordnung.
http://ruzsicska.lima-city.de/Die_Schreibmaschinentaeterinnen.pdf
_________________________________________________________________________
Rosemarie Fischer
Irmtraut Goessler-Leirer (Karlsson)
Claudia Halletz

Verwaltete Kinder
Organisationssoziologische Analyse von Heimen für Kinder und Jugendliche im Bereich
der Stadt Wien
Endbericht Jänner 1975
Maschinengeschriebenes Endmanuskript, Wienbibliothek des Rathauses der Stadt Wien
(von der MA-11 zensuriert)
http://ruzsicska.lima-city.de/VerwalteteKinder(1975)Schreibmaschinenform.pdf
_________________________________________________________________________
Irmtraut Leirer (Karlsson)
Rosemarie Fischer
Claudia Halletz

Verwaltete Kinder
Eine soziologische Analyse von Kinder- und Jugendlichenheimen im Bereich
der Stadt Wien
Buchform 1976, Institut für Stadtforschung,
Derzeit im Bestand des Wiener Stadt und Landesarchivs MA-8
(von der MA-11 zensuriert)
http://ruzsicska.lima-city.de/VerwalteteKinder(1976)Buchform.pdf
________________________________________________________________________
Erst seit Mitte Oktober 2013 wurden durch das neue Buch
von Georg Hönigsberger und Irmtraut Karlsson
Verwaltete Kindheit (ISBN: 978-3-99024-189-9)
die Heimidentitäten ihrer Studie (1975, 1976) zum Teil entzensuriert:
http://www.kral-verlag.at/kralverlag/index.php?option=com_content&view=article&id=370%3Akinder&catid=6%3Aprogramm&Itemid=1
https://www.kral-verlag.at/programm/geschichte/verwaltete-kindheit_978-3-99024-189-9-detail.html
Davon zwei besonders beweiskräftige Kapitel bez. des Kinderheims Wimmersdorf:
Kapitel über die Totale Institution (Seite 104-110)
Kapitel über Wimmersdorf (Seite 111-122)
Siehe Auszug: http://ruzsicska.lima-city.de/Totale_Institution_Wimmersdorf_Auszug_Hoenigsberger_Karlsson_2013.PDF
________________________________________________________________________
Hans Feigelfeld
Heidrun Feigelfeld
Timo Huber
Kurt Smetana

Wo die schlimmen Kinder wohnen...

Studie zur
Integration der Heimerziehung
in städtische Wohnbereiche
am Beispiel Wien

Bundesministerium für Bauten und Technik, 1977
(Integration sozialer Infrastruktur am Beispiel von Einrichtungen der Ersatzerziehung, Wien 1977)

http://www.baufachinformation.de/zeitschriftenartikel.jsp?z=1978129920117

Oesterreich, Bundesministerium fuer Bauten und Technik, Sektion V Wohnbauforschung, Wien (Auftraggeber); Projektgruppe Integration - Ersatzerziehung, Wien (Ausführende Stelle);

Integration sozialer Infrastruktur am Beispiel von Einrichtungen der Ersatzerziehung - planerische Konsequenzen fuer den Wohnbau in Stadterneuerungs- und Stadterweiterungsgebieten. Wo die schlimmen Kinder wohnen
Kurzbericht.
Feigelfeld, Hans (Bearbeiter); Smetana, Kurt (Bearbeiter); Huber, Timo (Bearbeiter);

Artikel aus: Kurzberichte aus der Bauforschung
ISSN: 0343-1118
Jg.: 19, Nr.7 S.1, 1978
Seite 877-886

Siehe auch:
Kinderheim Skandal in Österreich - Report (ORF) - 25.10.2011 - 3/5
http://www.youtube.com/watch?v=ogIJ-8xU9sE (Hochgeladen am 01.11.2011)
Kinderheim-Skandal
Nazi-Methoden in der Erziehung, Misshandlungen, Vergewaltigungen -- die Liste der Vorwürfe von ehemaligen Heimbewohnern des Schloss Wilhelminenberg ist lang. Wie konnte es sein, dass die Behörden in den 70er Jahren auf offensichtliche Missstände nicht reagiert haben? Hinweise gab es genug, bereits im Jahr 1975 hat ein Film in der Sendung „Ohne Maulkorb" auf massive Probleme in Wiener Kinderheimen hingewiesen, doch die Stadt Wien kümmert sich erst jetzt um die Aufarbeitung -- 40 Jahre später. Magdalena Raos und Simone Stribl auf Spurensuche.
Quelle: ORF

Transkription - Ausschnitt - (Peter Ruzsicska, 15.08.2013):

ORF REPORT
Bericht: Magdalena Roas, Simone Stribl
Kamera: Robert Holzinger, Ralf Rabenstein

Minute 02:28 - 03:22

Sprecherin:
Hans Feigelfeld hat am Wilheminenberg gearbeitet, allerdings in einer Reformgruppe.
In der Studie "Wo die schlimmen Kinder wohnen", hat er die Missstände in den Heimen
aufgezeigt. Seine Lösungsvorschläge im Jahr 1977:
Kinderheime schließen und Wohngemeinschaften gründen.

Hans Feigelfeld (Sozialtherapeut):
Diese Forderung wurde auf breiter Basis nicht umgesetzt. Wir hatten, sozusagen
meteorologisch unmöglich, Gegenwind aus allen Richtungen gleichzeitig. Das heißt:
Die Politiker ...ah... hatten keine Freude mit dieser Forderung.
Die Beamten hatten keine Freude mit dieser Forderung - und - die Umgebung,
die Umwelt, die Gesellschaft - so, wie man so schön sagt - hatte absolut keine
Freude damit. Die war´n ganz zufrieden, nach wie vor, mit diesem "Zur Ruhe bringen",
weit draussen, weit weg von uns...

Minute 07:41 - 08:13

Hans Feigelfeld (Sozialtherapeut):
Ich denk´ mir, es is wichtig, dieses Paket an Ursachen zu sehen und nicht immer nach
einzelnen... Schuldigen zu suchen: Die Stadträtin war schuld oder der.. Magistratsdirektor
oder sunst irgendwas... Also ich würde, ich würde hier keine Prioritäten setzen, sondern ich würde dieses
Triumvirat der Blockade durchaus in gleichwertiger Form ... ahm... benennen:
Des war die Politik, die Öffentlichkeit und die gut in ihren Sesseln abgesicherten Beamten...

_________________________________________________________________________
Werner Britt
Anamnese und Katamnese von ehemaligen Zöglingen des Heimes Döbling (1991)
Auszug des Interviews mit Peter Ruzsicska (Seite 183):

P. 29 Jahre
P. ist unehelich geboren. Die Mutter heiratete und es
kamen noch drei Kinder zur Welt. Der Stiefvater schlug
die Kinder. Peter und der Stiefvater lehnten einander ab.
Es kam zu Erziehungsschwierigkeiten und die Leistungen in
der Schule verschlechterten sich zusehens. Die Fürsorge
riet zur Überstellung in ein Heim. P. kam wegen seines
Versagens in der Schule in ein Internat mit interner
Sonderschule. Nach der 4. Klasse HS wurde er im Heim
Döbling aufgenommenn.
P. besuchte die 1. Kl. HTL, denn sein ausgezeichnetes
Abschlußzeugnis, seine hohe Intelligenz und sein
Interesse ließen erwarten, daß er die HTl schaffen werde.
Leider war aber die Vorbildung doch zu gering. Er hätte
schon früher die Schule wechseln müssen. So errreichte er
trotz Fleiß und Ausdauer in der ersten Klasse nur einen
negativen Abschluß. Ein von ihm gewünschter Wechsel in
die AHS wurde leider von der Direktion und der Fürsorge
abgelehnt.
In der Gruppe war P. eher ein Einzelgänger, wurde aber
doch von allen Gruppenkameraden akzeptiert. P. hat sich
schon früh mit Musik beschäftigt und spielt auch sehr gut
Querflöte.
In Döbling fühlte er sich wohl. Gewisse Selbständigkeit
und das offene Heim waren sehr vorteilhaft. Er hatte eine
gute Beziehung zu einem Erzieher.
Nach der bestandenen Aufnahmsprüfung zur Fernmeldeschule
der Post, kam er zur Mutter. Nachdem es aber wieder
Streitereinen gegeben hatte in die Zomangasse. Dort hielt
es ihn auch nicht lange. Schlägereien und
Messerstechereien veranlaßten ihn, sich rasch eine
Wohnung zu suchen. Er schloß die Lehre mit
ausgezeichnetem Erfolg ab...
_________________________________________________________________________
Ernst Berger, Verfolgte Kindheit - Böhlau Verlag 2007
Kinder und Jugendliche als Opfer der NS-Sozialverwaltung

[Nachtrag, 23.08.2014: PDF der Literaturliste Seite 389-411, Biographische Angaben Seite 451-452
http://ruzsicska.lima-city.de/Ernst_Berger_Verfolgte_Kindheit_(Literatur,Bio_Seite389-411,451-452).pdf]

[Anmerkung, Gedächtnisprotokoll, Peter Ruzsicska, den 25.02.2014:
Gemäß meines Telefongespräches mit Dr. Ernst Berger (am 13.03.2013, 10 Uhr) teilte er mir mit, daß nach Sichtung der Akten (durch z. B. Fr. Jandrisits, Fr. Böhler), letztere der MA-8 überstellt und vermutlich zum Teil skartiert wurden. Wahrscheinlich seien noch Stichproben erhalten. Frau Dr. Helga Schaukal-Kappus vom Institut für Bildungswissenschaft (1090 Wien, Sensengasse 3a) hat die Akten damals für die wissenschaftliche Bearbeitung für das Buch "Verfolgte Kindheit" bis zu dessen Fertigstellung verwaltet...
Es stellt sich die Frage: Hat eine Skartierung der Akten tatsächlich stattgefunden? Bei der MA-8 weiß man nichts mehr darüber, gemäß meiner Anfrage im Sommer bzw. Herbst 2013. Frau Dr. Schaukal-Kappus habe ich bis dato noch nicht erreichen können...]

--------------

Seite 222
...
Das Kinderheim Wimmersdorf

Die private Erziehungsanstalt in Wimmersdorf bei Neulengbach stand unter der Leitung
von Schuldirektor Stellbogen. Die Anstalt hatte Platz für etwa 80 Kinder, die in
zeitgenössischen Quellen wie folgt beschrieben wurden: "noch erziehbare Knaben, die
von der Gemeindeverw. d. Reichsgaues Wien eingewiesen werden. Nicht mehr
behandlungsfähige Fälle von Geisteskrankheit sowie Idiotie befinden sich in der Anstalt
nicht."79
79 WStLA Mag. Abt. 212, Lang an Scharizer am 07.04.1941.
[04.03.2012 - Anmerkung:
Gauhauptstellenleiter Dr. Lang; stellvertretender Gauleiter Scharizer]

Seite 258-262
Fallbeispiel Franz P.
...im August 1945 wurde er vom "Spiegelgrund" in das Kinderheim Wimmersdorf
überstellt. Dort wuchs er im Glauben auf, seine Eltern seien gestorben, bis er im
Jahr 1952 von seinem Vater besucht wurde. Dieser nahm ihn, wie bereits während
des Krieges, im Juli 1952 für kurze Zeit zu sich. Doch bereits im September 1952
wurde er von der KÜSt aufgrund von "Schwererziehbarkeit" in das Jugendheim
Juchgasse 22 überstellt. ...
http://ruzsicska.lima-city.de/Ernst_Berger_%28Franz_P%29.pdf

Ab Seite 413:
Tabbellarische Auswertung des Geburtenjahrganges 1931 der Wiener KÜSt
(Regina Böhler)
[04.03.2012 - Anmerkung: siehe Seite 206 ... in der Zeit von 12.03.1938 bis 08.05.1945
untergebracht]

Seite 417:
Tabelle 8: Anzahl der Überstellungen des Geburtenjahrgangs 1931 der KÜSt pro Heim
...
Wimmersdorf                     51

Seite 419-420:
Tabelle 12: Heimaufenthalte geistig behinderter Kinder des Geburtenjahrgangs 1931 der KÜSt
...
Seite 420:
Wimmersdorf                       3

Seite 425:
Tabelle 24: Nachfolgemaßnahmen der Anstalt "Am Spiegelgrund" im Geburtenjahrgang 1931 der KÜSt
Wimmersdorf                    17

Seite 426-427:
Tabelle 25: Todesort "Am Spiegelgrund" im Geburtenjahrgang 1931 der KÜSt
...
Zuvor ergriffene Maßnahmen
Wimmersdorf                       3

--------------
Ab Seite 429:
Tabellarische Auswertung des Geburtenjahrgangs 1938 der Wiener KÜSt
(Vera Jandrisits)
[04.03.2012 - Anmerkung: siehe Seite 235 ... Fremdunterbringungen
zwischen März 1938 und Mai.1945]

Seite 433-434:
Tabelle 33: Ergriffene Maßnahmen im Geburtenjahrgang 1938 der Wiener KÜSt
(... Ein Kind, das zwei Mal oder öfter dieselbe Überstellungsmaßnahme hatte, wurde nur einmal gezählt)
...
Seite 434:
...
Kinderheim Wimmersdorf     3

_________________________________________________________________________
Karl Cervik, Kindermord in der Ostmark 2.Auflage 2004
(* 15. Oktober 1931 in Wien; † 22. Oktober 2012 in Geeste/Niedersachsen)
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Cervik

Karl Cervik war zwischen 1939 und 1940 in Wimmersdorf untergebracht, was aus dem Inhalt des Buches hervorgeht:
Auf  Seite 20 geht hervor, daß  Karl Cervik am 02.02.1940 im Alter von neun Jahren in die Kinderübernahmestelle überstellt und am 01.03.1940 in die heilpädagogische Abteilung des Zentralkinderheims "transferiert" wurde.
Zitat Seite 21: "Am 26.07.1940 ... wurde ich vom Zentralkinderheim zum Spiegelgrund verbracht.", Zitat Fußnote 6: "... Selbst das Wiener Jugendamt konnte meine Aufenthalte in Steinhof (und evtl. in Wimmersdorf oder Wiesengrund) nicht ermitteln, obwohl das doch in [der] Kinderübernahmestelle (Küst) mit allerdings nur einer Zeile archiviert ist."
Zitat Seite 53: "... ich habe mich in den Jahren 1939-1942 in verschiedenen psychiatrischen Anstalten in Österreich befunden (Wimmersdorf, Am Spiegelgrund, Steinhof; Zweigstelle Ybss an der Donau.)"

Auszug inkl. Inhaltsverzeichnis der 1. Auflage und der Stellen aus der 2. Auflage, welche das KDH-Wimmersdorf thematisieren:
http://ruzsicska.lima-city.de/Karl_Cervik_Kindermord_in_der_Ostmark_2.Aufl_Seite_28-32.pdf

Auszüge aus der nicht mehr erreichbaren Homepage von Karl Cervik (Stand, 20.03.2010):
http://ruzsicska.lima-city.de/Burlim_Heimerziehung_(Stand_20.03.2010).pdf
[Anmerkung, Peter Ruzsicska, den 27.05.2014, 20:40 Uhr:
Mein Eintrag in Cervik´s Gästebuch vom 25.5.2008 um 18:00 Uhr, gibt Aufschluss über meinen damaligen Bewußtseinsstand bezüglich Peinerfahrung - Ich hatte die Weltmeisterschaft des Grauens der Nazi´s so verinnerlicht, daß ich meine Peinerfahrung mir selbst gegenüber gnadenlos den Nazi´s unterordnete, um dadurch eben meine "geringe" Peinerfahrung im Sinne des "Systemwillens" (meiner "Erziehung" in Wimmersdorf unterwürfigst geschuldet!) den Nazi´s sorgsamtst unterzuordnen - Diese Gehirnwäsche tue ich mir heute nicht mehr an, was ich mir naturgemäß selbst, meiner eigenen Menschenwürde, schuldig bin.]:
http://ruzsicska.lima-city.de/Burlim-Gaestebuch_2008_(Stand_20.03.2010).pdf
http://ruzsicska.lima-city.de/Euthanasie-Psychiatrie_(Stand_28.04.2008).pdf
http://ruzsicska.lima-city.de/Cervik-Bio_14.01.2012.pdf

Nachwort zur 2. Auflage, welches Karl Cervik nur im Internet aktualisiert hat (Stand, 25.12.2012):
http://ruzsicska.lima-city.de/Nachwort-2.Auflage_(InternetSeite7-8)_25.12.2012.pdf
(Original-Link leider nicht mehr abrufbar, da Karl Cervik verstorben ist)
Zitat - Anfang -
http://www.burlim.de/44409.html

Karl Cervik
                                               Nachwort zur zweiten Auflage

Am 25. April 2002 wurden in einem letzten Akt die Ermordeten vom "Spiegelgrund" symbolisch auf dem Zentralfriedhof in Wien beerdigt. Bei der größten Beerdigung seit Ende des Zweiten Weltkrieges wurden 600 Urnen mit den Opfern des National- Sozialismus bestattet. Nach 40 Minuten war alles vorbei. Am 28. April 2002 standen der Bundespräsident und Wiens Bürgermeister an der Grabstelle. Eine letzte Ehrerbietung.Die Historiker und Mediziner mögen darüber streiten, ob es sich bei der Kinderfachabteilung "Am Spiegelgrund" (und anderen Kinderfachabteilungen) um "Kindereuthanasie" und um ein "Kinderkonzentrationslager" gehandelt hat. Die Betroffenen haben nicht den geringsten Zweifel, dass nach ihren Erlebnissen diese Charakterisierungen zutreffen. Überlebende durften nunmehr erfahren, wie nach Jahrzehnten des Verschweigens und Vertuschens ihrem Leid endlich auch öffentlich Rechnung getragen wurde. So manche Bitternis ist der Einsicht  gewichen, dass die Gerechtigkeit den Sieg über die "Medizin ohne Menschlichkeit" davongetragen hat und der Nationalsozialismus, ein Spuk der Geschichte, verschwunden ist. Im Gedächtnis der Menschen werden jedoch die Millionen von Toten, Verletzten und Vertriebenen nicht mehr zu tilgen sein, die der Zweite Weltkrieg verursacht hat.

Der Dank der Überlebenden richtet sich an den Österreichischen Nationalfonds und den Österreichischen Versöhnungsfonds. Von beiden segensreichen Wiedergutmachungsfonds wurden den Überlebenden nicht nur Anerkennung zuteil, sondern auch ein Geldbetrag ausgehändigt. Als beispielhaft muss auch die von der Gemeinde Wien eingerichtete Betreuungstelle des Gesundheitsamtes für Überlebende  und ihre Angehörigen bezeichnet werden, die mit großem Engagement von Frau Dr. Karin Mosser geleitet wird.

Zu danken ist jenen Zeitzeugen, Forschern und Wissenschaftlern, die in den letzten Jahren unermüdlich an der umfassenden Aufarbeitung der NS-Euthanasie-Geschichte in Österreich und besonders in Wien beteiligt waren und noch sind.
Neueste Ergebnisse sind in Band 2 "Von der Zwangssterilisierung zur Ermordung" publiziert (böhlau Wien 2002). Weitere Forschungen sollten sich auch auf die Orte Im Wiesengrund und Biedermannsdorf erstrecken. Ebenso ist nicht hinreichend bekannt, was sich in Einrichtungen wie in Pressbaum, Wimmersdorf und Totzenbach ereignet hat. Orte, von denen nachweislich nach Besuchen von Dr. Ernst Illi(n)g Kinder zum Spiegelgrund "transferiert" worden sind.


     Kindermord in der Ostmark

         Kindereuthanasie im  
          Nationalsozialismus
                1938 bis 1945


       2. Auflage, LIT-Verlag
                 Münster

Zitat - Ende -

Siehe weiterführende Info bez. Dr. Ernst Illing: http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Illing

Siehe auch:
Hans Krenek, Dr. phil., pädagogisch-psychologischer Leiter der Anstalt,
Beitrag zur Methode der Erfassung von psychisch auffälligen Kindern und Jugendlichen.
Aus der Städt. Fürsorgeanstalt "Am Spiegelgrund".
(Direktor: Dr. med. Erwin Jekelius in Wien)
Archiv für Kinderheilkunde 126 (1942), Seite 72-84
Quelle: AKH-Bibliothek Wien
http://ruzsicska.lima-city.de/Archiv_f_Kinderheilkunde_126_Krenek_1942_HQ.pdf


Nachruf an Karl Cervik:
http://www.humanistische-union.de/nc/wir_ueber_uns/verein/vereinsnachrichten_detail/browse/1/back/verein/article/karl-cervik-verstorben/
Verband: Nachrufe - 18.12.12
Karl Cervik verstorben

Norbert Reichling und Paul Ciupke

Mitteilungen Nr. 218/219 (Heft 3/4 2012), S. 29

Karl Cervik, „Urgestein“ der Essener Humanistischen Union und Mitbegründer
des Bildungswerks der HU NRW, ist am 22. Oktober 2012 in Geeste (Emsland)
im Alter von 81 Jahren gestorben. Die 1960er bis 1980er Jahre der HU in
Essen und NRW sind ohne ihn nicht denkbar: Er gründete einen „Förderkreis
Gemeinschaftsschule“ und trieb über dieses Bündnis wie auch über die HU
die Delegitimation und Abschaffung der Konfessionsschulen voran, machte
Reformvorschläge zur Heimerziehung, organisierte Vorträge, Tagungen und
Ausstellungen zu allen damaligen HU-Themen und engagierte sich für
Humanisierung und Öffnung des Strafvollzugs mit Gesprächskreisen und
Beratungsarbeit. Zu den Themenkreisen Heimerziehung und Strafvollzug
entwickelte er auch eine Schriftenreihe.

Karl kam aus armen Verhältnissen einer kinderreichen „multikulturellen"
Familie in Wien (der Vater stammte aus Kroatien und die Familie der Mutter
aus Mähren), erlitt die damalige Heimerziehung im NS-Staat am eigenen Leib
und wollte nach dem Krieg in die USA auswandern. Er blieb auf seinem
Fußweg 1948 in Essen hängen, wurde Lehrling im Bergbau, arbeitete in einer
Chemiefabrik und trat schließlich in die Dienste der Bundesbahn ein, wo er
sich vom Streckengänger zum technischen Zeichner hocharbeitete. Parallel
dazu waren ihm die eigene Bildung und die anderer immer ein großes
Anliegen – er besuchte regelmäßig die Volkshochschule, wurde zum
Mitbegründer des HU-Bildungswerks NRW (war auch viele Jahre lang
Vorsitzender), leitete Gesprächskreise in Gefängnissen und holte
schließlich, mit fast 70 Jahren, sein Abitur nach.

Karl Cervik hat in seinen Ruhestandsjahren die Aufarbeitung seiner
lebensgeschichtlichen Erfahrungen begonnen und mehrere
historisch-biografische Veröffentlichungen vorgelegt - u.a. „Kindermord in
der Ostmark. Kindereuthanasie im Nationalsozialismus 1938-1945“ (2. Aufl.
Münster 2004) und „Der Abnahmebeschluss. Eine Kindheit in den
nationalsozialistischen Fürsorge- und Erziehungsheimen der Gaue Wien,
Niederdonau und Mainfranken" (2007). 2006 verlieh ihm das Land Wien für
seine historische Aufklärungs-und Forschungsarbeit das Goldene
Verdienstzeichen.

In der intellektuellen und von Juristen geprägten HU war der umtriebige
Autodidakt Karl Cervik – eingetreten Ende 1961! – immer so etwas wie ein
Exot; gut, dass unser Verein auch solchen Menschen eine politische Heimat
und einen Aktionsraum geboten hat!

Norbert Reichling und Paul Ciupke

_________________________________________________________________________
Herwig CZECH - Erfassug, Selektion und "Ausmerze" 2003
Das Wiener Gesundheitsamt und die Umsetzung der nationalsozialistischen "Erbgesundheitspolitik"
1938 bis 1945

Erhältlich beim Wiener Stadt- und Landesarchiv (MA-8):
1110 Wien, Guglgasse 14, 5. Stock, Top 508, Eingang: Gasometer D (Zugang von Gasometer A)
_________________________________________________________________________
Fritz Stellbogen (Update, 15.-24.11.2018: Fritz Ferdinand Stellbogen, Bruder von Alfred Stellbogen des Ehemanns von Margarete Stellbogen geb. Biedermann)
NSDAP Mitglied Ortsgruppe Lainzer Tiergarten, Blockleiter, Zellenleiter und  SS Mitglied - SS Abschnitt XXXI, SS Standarte 4/4/I/89 SS Nummer 300.718, beteiligt sich mit einem Viertel am Heim Wimmersdorf und ist von 1922-1926 Heimverwalter.
1940 bis 13.4.1945 war er Reseveoffizier, 1957 wurde er amnestiert.
Beweismaterial aus den Prozessakten des Volksgerichts (Z.E.Bew.Zl. 12.321/46 und 14.327/46)
( Innenministerium an Landesgericht für Strafsachen - Vg 2e Vr 3477/45, datiert und paraphiert mit Wien, den 21.Juni 1946:
"... Urschriftlich! - mit nachstehendem Beifügen zugemittelt:
Aus einer politischen Beurteilung des Gaupersonalamtes der Gauleitung Wien vom 30. Mai 1940 geht hervor, dass Friedrich Stellbogen, am 18.9.1898 in Wien geb., Kaufmann, Wien-Mauer, Wienerstrasse 65-67 wohnhaft gewesen, Mitglied der NSDAP seit 1936 war und unter der Mitgliedsnummer 6, 242.237 geführt wurde.
Das Gutachten des Ortsgruppenleiters vom 20.6.1940 lautet dahin, dass "Pg.Stellbogen während des Umbruches ununterbrochen bei der SS Dienst versehen hat und ein äusserst fleissiger und umsichtiger politischer Leiter ist, der jede Unterstützung verdient"
In dem Parteiakte liegt auch eine Karthotekkarte ein, die folgenden Wortlaut trägt:
"SS-Angehöriger seit 1.4.1937, geb. in Wien 18.9.1898, Komm.Aufsichtsperson f. Fa. Edith Kolbach und Fa. M. Baradetto, beide Weingrosshandlung, beide Mauer b. Wien."
Wien, den 21. Juni 1946... " ) [ Anm.: Bei beiden Weingrosshandlungen handelt es sich um arisierte Betriebe!!! - siehe Aktendokumentation] 

Fritz Ferdinand Stellbogen
Auszug aus einer Niederschrift vom 4.10.1945:"... der Beschuldigte bestritt entschieden, jemals eine Parteiuniform getragen zu haben. Erst als ihm ein Foto vorgewiesen wurde, wo er in der Uniform eines Parteifunktionärs zu sehen ist, gab er an, die Uniform ein paar mal getragen zu haben. Er wurde aber bereits unmittelbar nach dem Umbruch mit der Uniform gesehen..."

Update, 15-21.11.2018 (Scan erfolgte am 30.01.2013 in den Räumen der MA-8):
http://ruzsicska.lima-city.de/Fritz_Stellbogen/Fritz_Stellbogen_1.pdf
Prozessakten des Volksgerichtshofes:
http://ruzsicska.lima-city.de/Fritz_Stellbogen/Fritz_Stellbogen_VG1.pdf
http://ruzsicska.lima-city.de/Fritz_Stellbogen/Fritz_Stellbogen_VG2.pdf
Quelle: Wiener Stadt und Landesarchiv MA-8
_________________________________________________________________________
Hans Krenek, Dr. phil., pädagogisch-psychologischer Leiter der Anstalt,
Beitrag zur Methode der Erfassung von psychisch auffälligen Kindern und Jugendlichen.
Aus der Städt. Fürsorgeanstalt "Am Spiegelgrund".
(Direktor: Dr. med. Erwin Jekelius in Wien)
Archiv für Kinderheilkunde 126 (1942), Seite 72-84
Quelle: AKH-Bibliothek Wien
http://ruzsicska.lima-city.de/Archiv_f_Kinderheilkunde_126_Krenek_1942_HQ.pdf

Seite 72:
Die Fürsorgeanstalt "Am Spiegelgrund" hat die Aufgabe, alle psychisch auffallenden
Kinder und Jugendlichen vom Säuglingsalter bis zur Erreichung der Volljährigkeit
nach genauester Beobachtung und Prüfung ihrer psychischen und physischen
Kenntnisse und Fähigkeiten nach erfolgter Begutachtung in die für sie entsprechende
Anstalt bzw. Pflegestelle einzuweisen.
Außerdem sollen die hiebei gewonnenen Erfahrungen für spätere wissenschaftliche
Arbeiten gesammelt werden.
Gegenwärtig führen wir 15 Gruppen mit je 30 Zöglingen und zwei Doppelgruppen
mit je 60 Zöglingen. Dazu kommt noch eine eigene Säuglings- und Kleinkinderabteilung
mit einem Belag von 120 Betten, eine eigene Krankenabteilung mit einem
durchschnittlichen Belag von 50 Betten, und zwei Gruppen mit je 30 psychopathischen
Schulkindern.
Unsere Anstalt wird - abgesehen von den bereits erwähnten Gruppen für Psychopathen
- noch in ihrer Gesamtheit als D u r c h z u g s h e i m geführt, mit der Zweckbestimmung,
durch Beobachtung und genaueste Überprüfung jedes einzelnen Kindes nach erfolgter
Begutachtung seine weitere Unterbringung auf einen geeigneten Pflegeplatz zu veranlassen,
um es je nach dem Grad seiner psychischen oder physischen Auffälligkeit oder
Abwegigkeit der richtigen Erziehung zuzuführen.

Seite 82:
Der folgende Fall diene als Beispiel für die Abfassung eines Führungsberichtes und Gutachtens.
Mj. P. Franz, geb. ...1931
Überstellungsgrund: Schwererziehbarkeit
...
Das Gutachten der Erziehungsberatung vom 19.2.1941  
[11.02.2012 - Anmerkung: vermutl. Gutachten der KÜSt] lautet:
Fortgeschrittene Verwahrlosung, bei schwächlicher körperlicher Konstitution
und rückständiger Intelligenz.
Seine Überstellung ins Kinderheim Wimmersdorf wird beantragt.       Dr. N.
...
Seite 83:
...
Zusammenfassendes Gutachten:
...
Seite 84:
...
Zarter Junge von etwas unterwertiger Intelligenz, haltschwach. Im guten wie im
schlechten Sinne leicht beeinflußbar. Neurotische Züge. Etwas gehemmt,
zurückhaltend, kontaktarm. Neigung zur Verwarlosung.
Die Erziehungsschwierigkeiten, die zu seiner Einweisung führten
(Schulstürzen, Vagieren, Rauchen, kleinere Eigentumsdelikte)
sind im wesentlichen auf seine Haltschwäche und
auf seine mangelhafte Beaufsichtigung zurückzuführen.
Bei entsprechender Führung besonders gute Unterordnungsbereitschaft.
Beantragt wird indifferente Anstalt (kein NSV.-Heim).
_________________________________________________________________________
Erwin Jekelius, Grenzen und Ziele der Heilpädagogik
(Einführungsvortrag bei der ersten Sitzung der Gesellschaft für Heilpädagogik)
in: Wiener klinische Wochenschrift 15 (1942), Seite 385-386
Jg.55, Heft 20, 15. Mai 1942
Quelle: AKH-Bibliothek Wien
http://ruzsicska.lima-city.de/Wr_Klin_Wochenschrift_15_1942_(385-386).pdf

Zitat daraus, welches im Zusammenhang mit Wimmersdorf
interessant ist: ( ...indifferente "normalpädagogisch" geführte Anstalt.).

Siehe in diesem Zusammenhang:
Hans Krenek, Dr. phil., pädagogisch-psychologischer Leiter der Anstalt,
Beitrag zur Methode der Erfassung von psychisch auffälligen Kindern und Jugendlichen.
Aus der Städt. Fürsorgeanstalt "Am Spiegelgrund".
(Direktor: Dr. med. Erwin Jekelius in Wien)
Archiv für Kinderheilkunde 126 (1942), Seite 72-84
Quelle: AKH-Bibliothek Wien
http://ruzsicska.lima-city.de/Archiv_f_Kinderheilkunde_126_Krenek_1942_HQ.pdf
_________________________________________________________________________
ASPERHOFEN 1900-1999, Teil I (1900-1979)
Herausgeber: Marktgemeinde Asperhofen, 3041 Asperhofen, Gemeindeplatz 1
Quellenforschung: Hubert Zenz und Wilhelm Kisser

Seite 170

Wienerwald - Bote Nr. 9 vom 23.02.1924
Grabensee. Eine edle Tat.
Die im Erholungsheim Wimmersdorf untergebrachten
deutschen Kinder, die sich dort infolge der
umsichtigen Fürsorge des Verbandes S. Wien sehr
wohl fühlen, wurden vor einigen Tagen durch eine
Einladung zu einer Jause überrascht. Die Einladung
ging aus von der Gemeinde Grabensee, die schon
mehrmals mit der Tat ihr Mitgefühl für die darbenden
Deutschen im Reich bekundet haben. ...


Seite 187

Wienerwald - Bote Nr. 24 vom 12.06.1926
Johannesberg. Trauungen.
Montag, den 7. Juni, schloß Herr Alfred Stellbogen,
Besitzer des Kindererholungsheimes in Wimmersdorf,
mit Frl. Lehrerin Grete Biedermann den Bund
der Ehe. Die Trauung fand in Zwettl, dem Heimatsorte
der Braut statt. Herzlichste Glückwünsche. -
_________________________________________________________________________
ASPERHOFEN 1900-1999, Teil II (1980-1999)
Herausgeber: Marktgemeinde Asperhofen, 3041 Asperhofen, Gemeindeplatz 1
Quellenforschung: Hubert Zenz und Wilhelm Kisser

Seite 8

NÖN - Wienerwald Nr. 41, den 12.10.1982
"Teleobjektiv" -
Sendung rief Staatsanwalt auf den Plan
Späte Vorwürfe gegen Kinderheim:
Wurden die Zöglinge misshandelt?
Nr. 41 v. 12.10.

Asperhofen/Wimmersdorf - "Meine Mandantin-
nen empfinden die Vorwürfe als Frechheit und
bestreiten aufs heftigste, dass jemals derartiges vor-
gefallen sei" - So die Worte des St. Pöltner Rechts-
anwalts Dr. Erwin Dillinger über seine Klientinnen
Margarete Stellbogen (78) und deren Töchter Erika
Hebar (38) und Helga Lepsinger (52). Ihnen wirft die
Staatsanwaltschaft vor, dass sie im Kinderheim
Wimmersdorf Zöglinge körperliche und seelische
Qualen zugefügt hätten.
Im Strafantrag ist von Schlägen bis zur Bildung von
Blutergüssen und Striemen, von stundenlangem
strafweisem Stehen in der prallen Sonne und Zwang
zur Durchführung bis zu 100 Kniebeugen die Rede.
Geschehen in der Zeit zwischen 1971 und 1980.
Doch erst im Jahre 1980 wurde die Staatsan-
waltschaft auf den Plan gerufen - aufgrund einer
ORF-Sendung. Ein Fernsehteam der Sendung
"Teleobjektiv" unter Klaus Gatterer erschien im
Kinderheim Wimmersdorf und äußerte den Wunsch,
dort eine Reportage drehen zu dürfen. Die Leiterin
des Kinderheims, Margarete Stellbogen, akzeptierte
dies nicht und wies den ORF-Leuten die Tür.
Am 16. September 1980 sendete "Teleobjektiv"
dennoch einen Bericht über das Kinderheim und
brachte darin auch Interviews mit ehemaligen
Zöglingen. Allerdings ohne deren Identität preiszuge-
ben. In diesen "Schatteninterviews" stellten die Ex-
Heiminsassen die erwähnten Behauptungen über
Züchtigungen auf.
Am 25.6.1982 kam es zu einer ersten Verhandlung
gegen Margarete Stellbogen, der Richter hatte je-
doch keine Zeugen geladen, daher wurde die Ver-
handlung vertagt.
Doch wurde wenigstens die Identität der ehemali-
gen Zöglinge gelüftet. Es handelt sich um Helmut
Nigg (22), Alfred Stachetsberger (24), Ernst
Bergmann, Horst Stangl (21), Johann (20) und Heinz
Hanyka (19) sowie Andreas Arnoth (16), durchwegs
aus Wiener Familien.
Am 4.8. dieses Jahres wurde Helga Lepsinger vor
den Kadi gerufen. Als Zeugen erschienen aber nur
Helmut Nigg und Andreas Arnoth. Ihre Aussagen
waren (so Dillinger) "etwas verwirrend, denn sie ver-
wechselten des öfteren die Namen der Beschul-
digten". Auch hier wurde noch kein Urteil verkündet.

Am 3.9. nun sollte Erika Hebar vors Gericht zitiert
werden, doch die Verhandlung wurde wegen Krank-
heit der Beschuldigten abgesetzt.
Neuerliche Termine wurden noch nicht festgesetzt,
da Dillinger seine Mandantin Stellbogen als nicht
verhandlungsfähig attestieren ließ.
Verständlicherweise haben die Anschuldigungen
die alte Dame schwer mitgenommen, immerhin führ-
te sie das Kinderheim Wimmersdorf schon zirka 50
Jahre. Und immer zur Zufriedenheit, wie sie beteu-
ert. Oft kamen Eltern und dankten ihr, es gab nie
zuvor Beschwerden von Kindern an ihre Eltern oder
auch dritte Personen, regelmäßig kamen Vertreter
der Gemeinde Wien (das privat geführte Heim hat
einen Vertrag mit den Wienern), und der praktische
Arzt Dr. Ferdinand Rieger aus Asperhofen zu
Kontrollen. Auch Stellbogens Tochter, die als Erzie-
herin im Kinderheim tätig gewesene Diplomfürsor-
gerin Erika Hebar sowie Helga Lepsinger, die das
Büro führte, dementierten alle Vorwürfe und
Anschuldigungen vehement.
                                                  Klaus Zillner

[ Anm.: Dr. Ferdinand Rieger war seit 1950 Heimarzt des Kinderheim Wimmersdorf (gemäß Aussage von Helga Lepsinger zur Hauptverhandlung, am 04.08.1982 im Kreisgericht St. Pölten, Aktenzeichen 19 E Vr 811/82, 19 E Hv 121/82) ] 

Seite 143:

NÖN - Wienerwald Nr. 23, den 5.6.1984
Dr. Rieger wurde geehrt
Asperhofen - In Anerkennung seiner dienstvollen
Tätigkeit wurde MR Dr. Rieger vom Bundespräsiden-
ten Dr. Rudolf Kirchschläger der Titel Obermedizinal-
rat verliehen. Seit 1948 ist Dr. Rieger nun schon in
Asperhofen, nachdem er bis 1946 Stabsarzt der
deutschen Wehrmacht war. 1949 wurde er dann zum
Gemeindearzt für den Sanitätssprengel Asperhofen
von der NÖ Landesregierung bestellt. Schon 1965
erhielt er den Titel Medizinalrat verliehen.
[12.09.2012 - Anmerkung: Obermedizinalrat Dr. med. univ. Ferdinand Rieger
war Hausarzt des Kinderheim Wimmersdorf,
sowie im Jahre 1968 Obmann des "ÖTB Turnvereins Neulengbach 1888".
"1959...Vor allem der Gemeindearzt von Asperhofen Dr. Ferdinand Rieger
prägt als späterer Obmann viele Jahre unseren Verein...
1988 Anläßlich des 100 jährigen Bestehen des Turnvereins Neulengbach 1888
richten wir das Gau-Jugendturnfest aus. Die 100 Jahrfeier selbst wird auf der
Burg Neulengbach würdig begangen.
Seither freuen wir uns auf die 200 Jahrfeier
Gut Heil den Turnerinnen und Turnern und unserem Turnverein!". - Siehe ausführlich:
http://www.tv-neulengbach.at/htdocs/seiten/geschichte/geschichte.html]
Update 09.10.2016: Die Geschichte des Turnvereins Neulengbach - Interessant erscheint, wie sich die Geschichtsauffassung des Turnvereins etwas verändert hat - zum Vergleich
der Stand vom 12.09.2012: http://ruzsicska.lima-city.de/geschichte.pdf

Dr. Ferdinand Rieger, Update, den 03-09.09.2014:
Herzlichen Dank für die Ermittlung an Helmut Nigg und Herbert Führdank-Hell!!!
http://ruzsicska.lima-city.de/Heimarzt-Wimmersdorf_Dr_Rieger_(MA-8_03.09.2014).pdf
Schon in diesem Konvolut sind einige auffällige Widersprüche zu erkennen!!!
Nebst seiner nun bewiesenen sehr bewegten NS-Vergangenheit (geb. am 30.08.1917, seit 1932 HJ und SA, ab 1935 NSDAP-Parteimitglied, Besitzer des (goldenen?) HJ-Ehrenzeichens und der Ostmarkmedaille, Zitat aus dem Vernehmungsprotokoll des Bezirksgerichtes Neulengbach (13.07.1949, Hs 155/49 Vg 8b Vr 817/49): "...Ich bemerke, dass ich Kriegsversehrter mit der Versehrtenstufe 3 [Anmerkung: Im Gnadengesuch an den Bundespräsidenten (datiert mit 22.09.1949) ist von Versehrtenstufe IV die Rede!!!] bin und seit meiner Kopfverletzung mein Erinnerungsvermögen leidet...") hat unser pflichtgetreuer Heimarzt Dr. Ferdinand Rieger sämtliche "Unfälle", Selbstmorde und Gewalttaten in Wimmersdorf ausnahmslos vertuscht und gedeckt. Auch hat er die Vernehmungsunfähigkeit von z. B. Erika Hebar (Tochter von Margarete Stellbogen und Erzieherin im Kinderheim Wimmersdorf) nutzdienlichst attestiert (Siehe Auszug aus den Gerichtsakten des Prozesses, St. Pölten 1982: http://ruzsicska.lima-city.de/Attest_Rieger_(Erika_Hebar)_25.08.1982.pdf )...
[Anmerkung, Herbert Fürdank-Hell, den 04.09.2014 (In diesem Lichte betrachtet, wäre die Einsichtnahme in den Gauakt (Nr. 220.256), sowie in die beglaubigte Bescheinigung der Sanitätsabteilung des Amtes der NÖ-Landesregierung (17.08.1949 Zl. L.A.VII/4 - 1153-1949) von Ferdinand Rieger höchst sinnvoll!!!):
Erlaß von 1947 sah Ausnahmen von der Sühnepflicht nach dem „Nationalsozialistengesetz“ vor: Dies betraf sogenannte „minderbelastete“ Personen der Versehrtenstufe III und sogenannte „belastete“ Personen der Versehrtenstufe IV. Vgl. Amtliche Nachrichten BMsV, Jg. 3, Nr. 5/6, 15.5.1947, S. 134. Erlaß vom 18.3.1947, Z. 24.896/IV/15/47. Zu den Versehrtenstufen vgl. ebd. S. 135-137.
Quelle: Claudia Spring - „Schickt mir Gift, das kostet nicht viel.“, Fußnote 54

[ Update, 29.11.2018; Anm.: Siehe Seite 14, Fußnote 54:
http://gedenkstaettesteinhof.at/sites/default/files/Volltextarchiv/Schickt-mir-Gift.pdf
http://gedenkstaettesteinhof.at/de/biblio/fulltext
Siehe des Weiteren:
Claudia Spring ( http://www.claudia-spring.at/ )
Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission
( http://www.boehlau-verlag.com/Veroeffentlichungen_der_Oesterreichischen_Historikerkommission.htm )
(Herausgegeben von: Clemens Jabloner, Brigitte Bailer-Galanda, Eva Blimlinger, Georg Graf, Robert G. Knight, Lorenz Mikoletzky, Bertrand Perz, Roman Sandgruber, Karl Stuhlpfarrer und Alice Teichova) Band 29/2, Böhlau Verlag 2004:
Heinrich Berger, Karin Berger, Nikolaus Dimmel, Claudia Andrea Spring
Vollzugspraxis des "Opferfürsorgegesetzes"
Analyse der praktischen Vollziehung des einschlägigen Sozialrechts.
Entschädigung im Sozialrecht nach 1945 in Österreich 2
(Die vorliegende Publikation widmet sich der Analyse der praktischen Vollziehung des Opferfürsorgesetzes. Das 1947 beschlossene Opferfürsorgegesetz wurde seither 62 Mal(!) geändert, wobei die meisten Änderungen und Erweiterungen auf Druck der NS-Opferverbände bzw. auf alliierte Interventionen zurückgingen. Der selektive Opferbegriff des OFG bevorzugt bis zur Gegenwart Opfer des politischen Widerstandes gegenüber den Opfern nationalsozialistischer Verfolgung, obschon seit 1949 auch Gruppen von Verfolgten in den Genuss von fortlaufenden Rentenzahlungen kommen können. Verfolgungsopfer, die nur einen Opferausweis erhalten, bleiben jedoch auch dann von Unterhaltsrenten ausgeschlossen, wenn sie nicht in der Lage sind, ihren Unterhalt aus Eigenem ausreichend zu sichern. Die Richtlinien für eine Anerkennung nach Opferfürsorgegesetz wurden streng und formalisiert gehandhabt, wodurch Verfolgte mit atypischen Verfolgungsgeschichten, Gruppen wie Roma und Sinti nur schwer oder Homosexuelle gar nicht anerkannt wurden. Judikatur und Verwaltungshandeln verfestigten den selektiven Opferbegriff. Wegen ihrer sexuellen Orientierung oder als angeblich asozial Verfolgte schließt der Gesetzgeber bis heute vom OFG aus.
Aus den in den Archiven und Registraturen vorhandenen Akten der Opferfürsorge wurde eine repräsentative Stichprobe gezogen. Knapp 60% der Verfahren der Opferfürsorge verliefen im Sinne des Begehrens der AntragstellerInnen erfolgreich. Die Unterschiede zwischen "aktiven" und "passiven" Opfern waren dabei allerdings erheblich. "Passive" Opfer waren häufiger von (Teil)Ablehnungen, längeren Verfahrensdauern, höherer Verfahrenskomplexität sowie einem höheren "Versandungsrisiko" betroffen.
In der Grundtendenz entsteht der Eindruck, dass Rechtsprechung und Praxis auch im Bereich des OFG eher geneigt schienen, ehemaligen Nationalsozialisten sozusagen einen Vertrauensvorschuss einzuräumen, während hingegen andere, vergleichsweise sogar untergeordnete Aspekte relativ rasch zur Ablehnung einer Anspruchsberechtigung herangezogen wurden. Im Übrigen sind diese Regelungen bis heute wesentlich strenger als etwa jene im Kriegsopferversorgungsgesetz oder im Sozialversicherungsrecht. Auch bei den Verfahrensregeln gestaltete der Gesetzgeber das OFG strenger als das KOVG.)

http://www.boehlau-verlag.com/978-3-486-56805-9.html
Siehe dazu u. a. erstaunliche Kontinuitäten des juristisch- medizinischen Diskurses z. B. in den gegenwärtigen Verfahren ehemaliger Heiminsassen
( http://ruzsicska.lima-city.de/HOG/Anmerkung_zum_HOG-Entwurf_22.03.2017.pdf und   http://ruzsicska.lima-city.de/AKH/Vortrag_M.Koeck_24.09.2016.pdf und https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVI/SN/SN_00130/imfname_695586.pdf ):
Claudia Andrea Spring
Zwischen Krieg und Euthanasie
Zwangssterilisationen in Wien 1940–1945
Böhlau Verlag 2009 (Derzeit vergriffen)
(Mindestens 400.000 Frauen und Männer wurden in der NS-Zeit zwangssterilisiert, etwa 6.000 davon in der sog. „Ostmark“, 1.200 allein in Wien. Diese Zwangseingriffe beruhten auf dem nationalsozialistischen „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, dessen Umsetzung in Wien in diesem Buch detailliert beschrieben wird. Genannt sind die verantwortlichen Richter und Ärzte des Erbgesundheitsgerichts und Erbgesundheitsobergerichts, die das Gesetz trotz zahlreicher kriegsbedingter Einschränkungen unbeirrt bis in die letzten Kriegstage vollzogen, und die Operateure, die die Zwangseingriffe durchführten. Die Autorin dokumentiert darüber hinaus die Versuche der Betroffenen, sich gegen die Zwangssterilisation mit ihren schwerwiegenden Folgen zu wehren. Der Ausblick auf die Zweite Republik beleuchtet die Straffreiheit der Richter und Ärzte ebenso wie die Verweigerung der ohnehin geringen „Entschädigungsleistungen“ für zwangssterilisierte Frauen und Männer bis 1995 bzw. 2005.)
https://www.claudia-spring.at/nszwangssterilisationeninwien/index.php
http://www.boehlau-verlag.com/978-3-205-78321-3.html
Siehe dazu:
Gerhard  Baader/Veronika Hofer/Thomas  Mayer  (HgIn),
Eugenik  in  Österreich.  Biopolitische Strukturen von 1900-1945,
Czernin  Verlag, Wien  2008.
http://www.czernin-verlag.com/buch/eugenik-in-osterreich
Aus dem Inhalt:
Gibt  es  „unwertes  Leben“,  das  es  „auszumerzen“  gilt?  Eine Frage,  die im  Zeitalter  der  Pränataldiagnostik  und der  laufend  neuen  Erkenntnisse  der  Humangenetik  aktueller  scheint denn  je  und  die dennoch  tiefe historische Wurzeln hat. Eugenik  will  die  Ausbreitung  von  Genen mit ungünstigen  Wirkungen  in  menschlichen Populationen  möglichst einschränken, andererseits  erwünschte Genkonstellationen  erhalten oder  vermehren. Die  Erkenntnis,  dass  die damit  verbundene Vorstellung  eines  „rassisch  homogenen“  und  „erbgesunden“ Volkskörpers  zu  den  zentralen  politisch-ideologischen  Elementen  des  Nationalsozialismus  gehörte,  hat heute in  der  wissenschaftlichen  Betrachtung  der  NS-Zeit  den  Status  eines  Allgemeinplatzes  erlangt. Weniger  selbstverständlich  mutet  da  die Einsicht  an,  dass  auch das  öffentliche Gesundheitswesen  seit jeher  unter  dem  Paradigma  der  Abwehr  von  Gefahren  für  die  Allgemeinheit  -  von  einer  Orientierung  auf  ein  fiktives „Volksganzes“  ausgeht,  die im  Kontext  dieses  Sammelbandes  eindrucksvoll  Kontur  gewinnt. Erstmals  betrachtet  eine  Publikation  in  dieser  Breite Grundlagen der  österreichischen  post-habsburgischen Eugenik-Bewegung,  verweist  auf Kontinuitäten  und  Brüche  in  der  Auseinandersetzung  und  sieht  die Auswüchse  der  Erb-  und „Rassenhygiene“  im  Nationalsozialismus  nur  als  logische  Folge  des  letztlich unbegrenzten  Radikalisierungspotenzials  einer  politisch  entgrenzten,  keinen  rechtsstaatlichen Einschränkungen  mehr  unterworfenen  Medizin.
Siehe auch:
Wie nationalsozialistisch ist die Eugenik? - What is National Socialist about Eugenics?
Internationale Debatten zur Geschichte der Eugenik im 20. Jahrhundert - International Debates on the History of Eugenics in the 20th Century
Herausgegeben von: Regina Wecker, Sabine Braunschweig, Gabriela Imboden, Bernhard Küchenhoff und Hans Jakob Ritter
Böhlau Verlag 2009
Eugenik und Rassenhygiene galten lange als zentrale Elemente nationalsozialistischer Bevölkerungspolitik und Selektionspraxis. Neuere Forschungen haben jedoch gezeigt, dass es auch in nichttotalitären Staaten eugenische Programme gab, bzw. eugenisch begründete Maßnahmen durchgeführt wurden. Die vorliegende Publikation untersucht die ideologischen und wissenschaftlichen Grundlagen und die praktische Umsetzung eugenischer Konzepte und Maßnahmen an Beispielen aus Deutschland, England, Italien, skandinavischen Ländern, Österreich und der Schweiz. Sie bietet eine neue Basis zur Beurteilung der historischen Dimension der Eugenik und für ihre Bedeutung bei aktuellen bio-politischen Maßnahmen.
http://www.boehlau-verlag.com/978-3-205-78203-2.html   

Siehe auch:
http://de.metapedia.org/wiki/Goldenes_HJ-Ehrenzeichen
http://de.wikipedia.org/wiki/Medaille_zur_Erinnerung_an_den_13._M%C3%A4rz_1938
http://de.wikipedia.org/wiki/Ordensgesetz

_________________________________________________________________________
Bezüglich des Prozesses siehe oben NÖN - Wienerwald Nr. 41, den 12.10.1982
05.12.2012 Artikel im KURIER: http://kurier.at/chronik/oesterreich/heimkinder-gehen-auf-die-strasse/1.651.738
http://ruzsicska.lima-city.de/Heimkinder gehen auf die Strasse - KURIER_05.12.2012.pdf
Zitat - Anfang -
„Missbrauch und Folter“
Anzeige gegen Kinderheim

Die Neuauflage eines Gerichtsverfahrens aus dem Jahr 1982 strebt ein ehemaliger Zögling des Kinderheimes Wimmersdorf (NÖ) an. Helmut Nigg, 52, wurde im Alter von 12 Jahren vom Jugendamt der Stadt Wien in das Heim in der Nähe von Neulengbach überstellt.

In seiner (dem KURIER vorliegenden) Anzeige beim Landeskriminalamt Wien erklärt Nigg, der drei Jahre lang in Wimmersdorf interniert war: „In dieser Zeit wurde ich von den Erziehern, den Lehrern und auch der Direktorin mehrfach am Körper verletzt, meiner Freiheit beraubt und sexuell belästigt.“ Die Anzeige richtet sich gegen acht Personen – Erzieher und Lehrer des Heimes –, die MA 11 und die für die Heimschule zuständige MA 56. Angezeigt wurden unter anderem Körperverletzung, Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses, sexuelle Belästigung, Freiheitsentziehung, Quälen Unmündiger sowie Folter und Zwangsarbeit nach Artikel 3 und 4 der Europäischen Menschenrechtskonvention. Weitere ehemalige Heimkinder aus Wimmersdorf werden demnächst ebenfalls Anzeige erstatten.

Das von Nigg 1982 angestrebte Verfahren gegen eine Erzieherin des Heimes ist 1982 vertagt und schließlich eingestellt worden.
Zitat - Ende -
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Festschrift (Interessantes aus der Vergangenheit) der Gemeinde Asperhofen
aus Anlaß der 950-Jahr-Feier
Asperhofen, den 13. März 1987
Herausgeber: Gemeinde 3041 Asperhofen.
Gestaltung und für den Inhalt verantwortlich: Josef Lepsinger, 3041 Wimmersdorf 41
[11.02.2012 - Anmerkung: Josef Lepsinger ist der Ehegatte von Helga Lepsinger,
der ältesten Tochter von Frau Margarete Stellbogen, der Leiterin des Kinderheim Wimmersdorf]

Seite 49-51:
Die Bürgermeister seit 1850
...
Seite 50:
Johannesberg:
...
Seite 51:
...
[27.06.2013 - Anmerkung: Nachtrag div. Bürgermeister zur Information]:
1919 - 1924 Franz Wallner, Bauer in Wimmersdorf
1924 - 1938 Josef Fuchs, Bauer in Starzing
1938-1945 Alfred Stellbogen, Kinderheimbesitzer in Wimmersdorf
1945 -1950 Leonhard Sax, Architekt in Starzing
1950 - 1960 Franz Schmidrathner, Bauer in Johannesberg
1960 -1972 Josef Fuchs, Landwirt in Starzing
[03.09.2013 - Anmerkung: Anfragebeantwortung des NÖ-Landesarchivs bez. der Verlässlichkeit obiger Liste der Bürgermeister von Johannesberg
Amtssigniertes Anschreiben an Peter Ruzsicska
von der Niederösterreichischen Landesregierung
(NÖ Landesarchiv), vom 03.09.2013
 ]

Seite 83:
In den Abendstunden des 7. April 1945 waren Wimmersdorf und Paisling von
den Sowjets besetzt...

Seite 84:
...
Im zweiten Stock des Hauses Wimmersdorf Nr. 27, wo sie einen
guten Ausblick zur Großen Tulln, nach Grabensee und Großgraben
hatten, wurde ein russischer Gefechtsstand eingerichtet.
Von dort aus konnten sie beobachten, wie ihre Truppen in
Grabensee, Habersdorf und Asperhofen vorwärts kamen. Die
inzwischen von den Deutschen gesprengten Brücken über die
Große Tulln bei Grabensee, Asperhofen und Siegersdorf, konnten
den Vormarsch nicht im geringsten aufhalten, obwohl dort
von der Waffen-SS harter Widerstand geleistet wurde. Die bei
diesen Kämpfen verwundeten russischen Soldaten wurden nach
Wimmersdorf gebracht und erstversorgt, bevor man sie
abtransportierte.
[11.02.2012 - Anmerkung: Wimmersdorf Nr. 27 ist die Adresse des Kinderheim Wimmersdorf]

Seite 87:
Am 11. April 1945 war der Krieg in unserem Gemeindegebiet vorbei...
[11.02.2012 - Anmerkung: Die örtlichen Kampfhandlungen dauerten vom 07.04.1945-11.04.1945]

Seite 91:
...
Mit Wirksamkeit 1. Jänner 1972 wurden die Gemeinden Grabensee
und Johannesberg mit Asperhofen vereinigt. Das Gemeindegebiet
besteht seither aus 17 Katastralgemeinden:
Asperhofen mit Weinzierl, Diesendorf, Dörfl, Dornberg mit Kronstein,
Erlaa, Geigelberg, Grabensee, Großgraben mit Hubhof

Seite 92:
und Maierhöfen, Habersdorf, Hagenau, Johannesberg, Kerschenberg
mit Grießmühle, Klein-Graben, Paisling, Siegersdorf mit Haghöfen,
Starzing und Wimmersdorf.

Die Struktur der Gemeinde ist vorwiegend agrarisch...
...

Seite95:
Die politische Gemeinde, den heutigen Begriffen entsprechend,
entstand 1850.

Die Verwaltung der heutigen Gemeinde nimmt seit 1985
(letzte Gemeinderatswahl) wahr:

BÜRGERMEISTER:
BR. i. R., ÖR. Göschelbauer Michael (1927),
Landwirt, Asperhofen

VIZEBÜRGERMEISTER:
Lepsinger Josef (1925), Prokurist, Wimmersdorf
(bis 31.12.1986)
[11.02.2012 - Anmerkung: Josef Lepsinger Ehegatte von Helga Lepsinger (Erzieherin im Kinderheim Wimmersdorf), der ältesten Tochter von Frau Margarete Stellbogen - Leiterin des Kinderheim Wimmersdorf]

Seite 96:
...
PFARRER IN JOHANNESBERG:
Geistlicher Rat Prof. Matthias Hofbauer
[11.02.2012 - Anmerkung: Matthias Hofbauer war Religionslehrer im Kinderheim Wimmersdorf]

...
EHRENBÜRGER:
...
Obermedizinalrat Dr. med. univ. Ferdinand Rieger
[11.02.2012 - Anmerkung: Obermedizinalrat Dr. med. univ. Ferdinand Rieger war
Hausarzt des Kinderheim Wimmersdorf]
...

(Seite 134):

GESANGSVEREIN ASPERHOFEN-GRABENSEE

"Grüß Gott, grüß Gott mit hellem Klang!
Heil deutschem Wort und Sang!"

Mit diesem Text des Sängergrußes beginnt die Chronik des
Gesangsvereins Asperhofen-Grabensee. Der Verein wurde am
24. November 1919 gegründet.

Der Vereinsname lautete damals auf "Gesangs- und Musikverein
Asperhofen und Grabensee".

(Seite 136):
...
"Wo man singt, da laß´ Dich nieder,
Böse Menschen haben keine Lieder".
[12.06.2012 - Anmerkung: Ein bedeutender Satz, welchen
Frau Direktor Margarete Stellbogen z. B. gegenüber den Insassen ihres
behaglichen "Pensionats" Wimmersdorf, im Rahmen der von ihr
sorgsamst verordneten Gesangspflicht, des Öfteren zu äussern pflegte.]

Seite 149:
QUELLENNACHWEIS

Primo Calvi: "Darstellung des politischen Bezirkes Hietzing-
Umgebung".
Erich Zöllner: "Geschichte Österreichs von den Anfängen bis
zur Gegenwart" (1974).
Mon Boica XIV, S. 181 f., 215 u. 272 f.
Geschichtliche Beilagen zum St.-Pöltner Diözesanblatt XV.
Band 1977.
Rudolf Büttner: "Burgen und Schlösser zwischen Greifenstein
und St.-Pölten".
H. F. Bönisch, R. Büttner, A. Diry, A. Öllerer: "Das Türkenjahr
1683".
Schweickhard von Sickingen: "Perspektiv-Karte des Erzherzogtums
Österreich unter der Enns", XXI. Section.
Schweickhard von Sickingen: "Darstellung des Erzherzogtums
Österreich unter der Enns", XII. Band, Wien 1838.
Dekanatsamt Neulengbach, 3042 Würmla 17: "Das Dekanat
Neulengbach".
Rudolf Büttner: "Verschwundene Burgen östlich der Großen
Tulln".
Adalbert Klaar: "Die Siedlungsformen Niederösterreichs
(Jahrbuch für Landeskunde Nö., Jahrg. 1930)".
Ernst und Theresia Klenz: "Festschrift der Gemeinde Asperhofen
vom Jahre 1972".
Die Zeitschrift: "Der Wienerwaldbote".
Pfarre Asperhofen: "Asperhofener Pfarrchronik", angefangen
im Jahre 1854.
Diverse Notizen aus der Vergangenheit des Schulwesens,
zusammengestellt von den Schulleitern Oberlehrer Kajetan
Arzberger und VS-Dir. Benno Haase.

Seite 150:
ALS VERFASSER BEDANKE ICH MICH BEI

Herrn Rechnungsrat Pugl von der Nö. Landesregierung für die
Mithilfe bei der Suche nach Archivmaterial

Herrn VS-Dir. OSR Hans Gaar, Tulln, Mühlbachgasse 70 für die
vielen Schriften und Bücher, die er zur Verfügung stellte

Frau Gertraud Geissler, Neulengbach, Bahngasse 35 für das
Herleihen der vielen Jahrgänge der Zeitschrift "Der Wienerwald-
bote"

Herrn Dr. Kajetan Arzberger, Asperhofen 100, für die
Überlassung der für diese Chronik wichtigen Ansichtskarten

den Mitarbeitern für die Beiträge:

Wilhelm Kisser, Oberlehrer
"Ortsgruppe Asperhofen der Nö. Berg- und Naturwacht"
"Die Umweltspürnasen"

Leopold Ott, Landesbeamter
"Gesangsverein Asperhofen-Grabensee"
"Union-Sportclub Asperhofen"

Karl Pevec, Student
"FF Asperhofen"
"FF Dornberg-Geigelberg"
"FF Grabensee"
"FF Johannesberg"
"FF Siegersdorf"
"Der Nö. Landeskindergarten Asperhofen"

Renate Schmid, Wien
"Reitstall Stöger - Union Reit- und Fahrverein Siegersdorf"
und bei allen, die beim Entstehen dieser Festschrift mitgeholfen
haben.

Seite 151:
SCHLUSSWORT DES VERFASSERS

Diese Festschrift habe ich, bis auf einige Artikel, die Mitglieder
des Komitees schrieben, unter Benützung von Quellenbüchern
in wenigen Monaten verfaßt. Die mir zur Verfügung stehende
Zeit war leider sehr kurz, so daß ich die Leser schon
jetzt um Entschuldigung bitte, wenn trotz aller Bemühungen um
Vollständigkeit und Objektivität die eine oder andere Begebenheit
fehlt bzw. zu knapp oder zu breit dargestellt wurde.

Für die Mitarbeit und Hilfe an diesem Buch habe ich so vielen
lieben Menschen zu danken, daß ihre Namen allein Seiten
füllen könnten. Einigen habe ich auf Seite 150 meinen Dank
abzustatten versucht.

Ich bin mir völlig im klaren, daß an den Texten und historischen
Grundlagen da und dort Kritik ansetzen wird. Möge sie fruchtbar,
nicht gehässig sein, denn "schlecht beurteilt" ist schnell
etwas, Bessermachen dauert länger.

                                                           Lepsinger Josef

[11.02.2012 - Anmerkung: Josef Lepsinger Ehegatte von Helga Lepsinger (Erzieherin im Kinderheim Wimmersdorf), der ältesten Tochter von Frau Margarete Stellbogen - Leiterin des Kinderheim Wimmersdorf]

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Professor Dr. Julius Tandler
Wiener Medizinische Wochenschrift Jahrgang 1924  (Nr.4-6, 26):

Ehe und Bevölkerungspolitik (Vortrag, gehalten im Februar 1923)
Seiten: 211-214, 262-266, 305-309
Schwangerschaftsunterbrechung und Bevölkerungspolitik
Seiten: 1387-1389
Quelle: Österreichische Nationalbibliothek
http://ruzsicska.lima-city.de/Wiener Medizinische Wochenschrift (Jahrgang 1924- Auszug-Tandler.pdf
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